Neuer Ansatz, um nachhaltiger zu bauen

PORR Headquarter
  • Drucken

Im Straßenbau besteht ein immenser Materialbedarf. Smarte Plattformen ermöglichen, Bauprojekte von Beginn an nachhaltig, wirtschaftlich und transparent zu planen.

Im Straßenbau werden weltweit jährlich rund 700.000 neue Straßenkilometer gebaut und rund 500 Milliarden Euro in Bau und Instandsetzung des Straßennetzes investiert. 127.000 Kilometer hat allein das Straßennetz in Österreich. Laut VCÖ werden über 2200 Kilometer Autobahnen und Schnellstraßen gezählt – Österreich hat damit im Verhältnis zur Einwohnerzahl ein um über 50 Prozent größeres Straßennetz als andere EU-Länder wie etwa Deutschland. Das bedeutet für den Neubau und die Instandhaltung einen immensen Materialbedarf. Doch häufig wird gerade beim Straßenbau die Materialfrage erst am Ende eines Planungsprozesses gestellt.

Smarte Baustoffplattform

Um das zu ändern, hat der Baustoffproduzent Lafarge Holcim 2020 mit dem IT-Unternehmen IBM die erste Baumaterialplattform der Welt entwickelt: Oris ermöglicht es Behörden, Ingenieurbüros, Bauunternehmen und Materiallieferanten, Straßenbauprojekte von Beginn an nachhaltig, wirtschaftlich und transparent zu planen. Mithilfe dieser Plattform kann der CO2-Fußabdruck reduziert werden und der Verbrauch von Primärressourcen um bis zu 80 Prozent und langfristige Kosten um bis zu 30 Prozent gesenkt werden.

Je nach Standort, Klima oder Verkehrsaufkommen werden Straßen unterschiedlich strapaziert. Diese Aspekte werden von Oris zusammen mit Faktoren wie Materialeigenschaften oder Umweltverträglichkeit visualisiert, um daraus konkrete Bau-Optionen abzuleiten. Bauunternehmen, aber auch kleinere Händler, können sich außerdem über die digitale Materialplattform von Oris mit passenden Materiallieferanten aus der Umgebung vernetzen, Produktdatenblätter der Angebote einsehen sowie Baumaterialien einfach online verwalten.

Intelligente Datenverarbeitung

Eine maschinelle Intelligenz im Hintergrund der Plattform wertet Daten zu lokalen Materialbeschaffungsoptionen aus und arbeitet auch Informationen in Echtzeit zum Verkehr aus – um den CO2-Abdruck bei der Materiallieferung zu reduzieren. Denn die Lieferung von Baumaterialien auf Baustellen ist oftmals zeitkritisch und um Kosten und CO2 einzusparen, ist eine präzise Planung erforderlich, die der Algorithmus automatisch im Hintergrund errechnet. Beispiele wie der Einsatz von Oris bei der Planung einer deutschen Autobahn oder bei einem Schnellstraßenprojekt in Zentralasien zeigen, dass CO2-Emissionen, aber auch die Kosten reduziert werden können, wenn genügend Daten noch vor Baustart analysiert und intelligent vernetzt werden. Überdies können mithilfe von Oris schon vor dem Baustart Daten zum voraussichtlichen Wartungsbedarf geliefert werden. Als One-Stop-Shop-Plattform für den Straßenbau werden auch Informationen zu Ausschreibungen im Straßenbau oder Teilnahmewettbewerbe angezeigt, um die Auftragsakquise zu erleichtern.

Die Integration von Materialwissen in digitale Modelle durch fortschrittliche Technologien bietet einen neuen Ansatz, um nachhaltiger zu bauen und Lösungen für die Herausforderungen zu finden, mit denen wir konfrontiert sind – vom Klimawandel über die Verknappung natürlicher Ressourcen“, sagt Nicolas Miravalls, CEO von Oris, das seinen Sitz in Paris hat und weltweit operieren soll.

Bauprozess-Optimierung

Auch der österreichische Baukonzern Porr arbeitet mit digitalen Lösungen wie beispielsweise der Bauprozess-Optimierung, kurz BPO genannt, um im Straßenbau ressourcenschonender und kosteneffizienter arbeiten zu können. Dabei handelt es sich um einen digitalen Zwilling der Baustelle, der ab der Planung bis zur Fertigstellung laufend mit Daten von jedem Projektschritt gefüttert wird. Diese stehen allen Baubeteiligten jederzeit zur Verfügung.

„Durch die optimale Kommunikation zwischen Mischanlage und Einbaupartie können wir schnell auf verschiedene Einbausituationen reagieren und mit den standardisierten Auswertungen die Prozesse optimieren“, erklärt BPO-Projektleiter David Bachinger von der Porr. Seit dem Start von BPO seien über 500 Projekte damit umgesetzt worden, oft in Kombination mit BIM – Building Information Modeling. Die kooperative Arbeitsmethode im Bauwesen stellt den kompletten Lebenszyklus eines Bauprojekts und alle relevanten Daten mithilfe eines digitalen Modells dar – von der Planung bis zum Abriss. Diese Form der Bauwerksdatenmodellierung soll garantieren, dass alle Projektbeteiligten jederzeit Zugriff auf alle relevanten Datensätze und Informationen haben, wie Baupläne, Materiallisten oder Protokolle, um eine effiziente Zusammenarbeit zu ermöglichen.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.