Aufbruchstimmung auf der Baustelle

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Mit intelligentem Datenmanagement will die Baubranche Kosten sparen und CO2 reduzieren.

Rund 40 Prozent der globalen CO2-Emmissionen werden von der Bau- und Immobilienbranche produziert. Das Klimaziel der Europäischen Union, bis 2050 klimaneutral zu sein, bedeutet, dass diese Industrie enormen Handlungsbedarf hat. Die Digitalisierung bietet hier Lösungswege an. Ein Beispiel dafür: BIM – Building Information Modeling für den Gebäudebau, das bei Porr zum Einsatz kommt. Es handelt sich dabei um eine digitale und integrative Lösung für die Abwicklung von Projekten in der Baubranche. Damit lassen sich alle architektonischen, technischen, physikalischen und funktionalen Bauwerksdaten digital visualisieren. Das Ergebnis ist ein intelligentes Gebäudedatenmodell, auf das alle Projektbeteiligten Zugriff haben. Die Zusammenarbeit wird damit wesentlich transparenter und effizienter. Kommt es zu einer Planänderung, können die Auswirkungen auf die Bauzeit und die Kosten zeitnah eingeschätzt werden. All das erleichtert die Kommunikation, vereinfacht gemeinsame Entscheidungsprozesse und führt dadurch auch zu einer Zeitersparnis.

Augmented Reality als nächster Schritt

BIM hat sich bei Porr in den letzten Jahren vor allem im Hochbau etabliert, und zwar in der Planung und in der Bauausführung, wo BIM bei der Kostenermittlung, Terminplanung und Dokumentation inzwischen Standard ist. Es trägt dazu bei, dass Wissen beim Übergang von einer Bauphase in die nächste erhalten bleibt. Oft geht nämlich viel Know-how zwischen den Wechselphasen verloren. Der nächste Entwicklungsschritt ist Augmented Reality, die in Zukunft noch einen visuellen Eindruck liefern wird. Über eine Brille kann der Status quo der Baustelle und gleichzeitig die nächsten Arbeitsschritte abgebildet werden – ein bisher zeitintensiver Ablauf, der analog stattfinden musste. 

Digitalisierung von Logistikprozessen

Die Digitalisierung von Logistikprozessen soll die Plattform Sequello vorantreiben. Es ist ein Joint-Venture von Porr, dem zur Umdasch Group gehörenden Schalungs- und Gerüstanbieter Doka sowie dem Baumaschinenhersteller Wacker Neuson. Sequello bildet Bestell-, Liefer und Abrechnungsprozesse digital ab und vereinfacht damit den Baustellenalltag für alle Projektbeteiligten, indem es die analoge Zettelwirtschaft beenden soll. Normalerweise wird jeder Lieferschein auf der Baustelle manuell in unternehmenseigene Managementsystemen eingetragen, um Mengen- und Preisangaben vergleichen zu können. Dieser Prozess wird von Sequello automatisiert. 

Acht Minuten weniger pro Beleg

Außerdem ermöglicht die Plattform, beispielsweise Beton direkt beim Lieferanten zu bestellen und den Transport bis zur Lieferung sowie der Abwicklung des Lieferscheins digital nachzuverfolgen. Der Fokus liegt dabei seit dem Start im Vorjahr auf Ortsbeton, ein Massengut mit der höchsten Komplexität. Es wird in großen Mengen benötigt, die Zeit für die Verarbeitung ist aber sehr begrenzt. Acht Minuten soll Sequello pro abgewickeltem Beleg bereits einsparen können. Neben Beton können auch schon Kies, Sand und Schotter digital abgewickelt werden. An der Erweiterung des Angebots um die Werkstoffe Asphalt und Zement wird gerade gearbeitet. Sequello wird laufend weiterentwickelt. So soll man künftig auch Bautagebücher führen, die Nachhaltigkeit des Projekts tracken und die Qualitätsprüfung managen können. Neben Auftraggeber und Baubeteiligten sollen auch weitere Stakeholder wie die Bauaufsicht und Behörden in die Plattform integriert werden. Sitz des Unternehmens ist Wien, grundsätzlich soll die Plattform aber europaweit ausgerollt werden.

Sequello versteht sich als Plattform, nicht als Marktplatz“, meint Umdasch-Group-CEO Wolfgang Litzlbauer. „Effizienzsteigerung auf der Baustelle ist ein Thema, das nur mit vereinten Kräften angepackt werden kann. Sequello ist die Idee einer ganzen Branche, nicht einzelner Teilnehmer. Jedes Unternehmen – auch der Mitbewerb – ist daher herzlich eingeladen, sich aktiv an der Plattform zu beteiligen.“

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