Quergeschrieben

Eine vegane Almhütte ist ein Angriff auf den Landschaftstyp Alm

Warum eine vegane Almhütte ein Missverständnis ist, eine rein vegetarische zwar niemandem weh tut, aber dennoch inkonsequent bleibt. Vom Essen in den Bergen und in Tälern.

In einer Landschaft, die rundum weithin sichtbar von wiederkäuenden Rindern, Ziegen und Schafen geprägt ist, dürfen wir eine vegane Almhütte als Fremdkörper ähnlich fehl am Platz erachten wie ein Restaurant, das sich auf Sushi spezialisiert hat. Nirgendwo isst man Kässpätzle, Gamsgulasch oder Kaspressknödel in kräftiger Rindssuppe naturgemäßer als beim Wandern im Alpenraum. Es sind saisonal aufgetriebene Weidetiere die es dort auch in den Tälern darunter den Menschen ermöglichen, die Gegenden dauerhaft und ganzjährig zu besiedeln. Weidetiere nutzen das für den Menschen unverdauliche Gras, wir konservieren es in Form von Fleisch und Käse. Hubert Weiger, der Ehrenvorsitzende des deutschen Bund Naturschutz (BN) liegt deshalb richtig, wenn er dem Bayerischen Rundfunk sagt: „Veganismus als Leitbild ist ein zentraler Angriff auf bäuerliche Strukturen.“ Seine Stellungnahme war eine Reaktion auf die Forderung der Jugendorganisation des Bund Naturschutz, auf Eigenveranstaltungen nur noch vegane Speisen zu servieren. Aber gleich ein Angriff auf bäuerliche Strukturen? Immerhin sind auch Kichererbsen oder Soja, das sich zu Tofu und Milchersatz verarbeiteten lässt, bäuerlichen Ursprungs.

Doch es stimmt: Eine rein vegane Almhütte würde sich konsequenterweise selbst abschaffen, weil die Alm zuwächst ohne die Weidetiere, die sie kurz halten und pflegen. Was wiederum schlecht für die Artenvielfalt wäre. Denn sogar im Urwald leben deutlich weniger Arten als auf extensiv beweidetem Dauergrünland. Welch verheerenden Effekt eine flächendeckende Verwaldung unserer Wiesen, Weiden und Almen auf die Biodiversität und auch aufs Klima hätte, erläutert der deutsche Biologe und Filmemacher Jan Haft in seinem kurzweiligen jüngsten Essay „Wildnis“: Etwa 80 Prozent aller Insekten, Vögel und Säugetiere kommen im Wald nicht zurecht – quer über alle Gattungen. Die meisten brauchen eine strukturreiche, offene Landschaft mit verstreut wachsenden Bäumen und Baumgruppen. Damit wären wir wieder auf der Alm, die uns auch zum Wandern, Mountainbiken oder Die-schöne-Aussicht-Genießen in die Berge zieht. Eine vegane Almhütte ist als Angriff auf diesen Landschaftstyp zu verstehen.

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