Preisverleihung

Österreichischer Filmpreis: „Vera“ sticht „Corsage“ aus

Vera Gemma, die Tochter der Italowestern-Ikone Giuliano Gemma, spielt sich in Tizza Covi und Rainer Frimmels Film selbst.
Vera Gemma, die Tochter der Italowestern-Ikone Giuliano Gemma, spielt sich in Tizza Covi und Rainer Frimmels Film selbst.Stadtkino
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Marie Kreutzers Sisi-Drama holte am Donnerstagabend vier Preise – nicht aber den Hauptpreis. Die Diskussion um Florian Teichtmeister war gleich zu Beginn der Gala ein brennendes Thema.

Nach einem Nebenschienen-Preis in Venedig und dem Großen Diagonale-Preis nun also auch der Österreichische Filmpreis: Der Film „Vera“ des Regie-Duos Tizza Covi und Rainer Frimmel räumte bei der Verleihung am Donnerstagabend den Hauptpreis ab, dazu Trophäen für Regie und Schnitt. Der dokumentarisch angehauchte Film schildert die Entwicklungsreise von Vera Gemma durch Rom; die Tochter der Italowestern-Ikone Giuliano Gemma spielt sich darin selbst, im weißen Cowboyhut.

„Corsage“ wollte man „nicht unkommentiert“ präsentieren

Ein Darstellerpreis ging an Vicky Krieps für ihre Sisi-Rolle in „Corsage“. Marie Kreutzers Drama, das auch in den Kategorien Kamera, Kostüm und Maske gewann, war mit acht Nominierungen als Favorit ins Rennen gegangen. Dass darin auch Florian Teichtmeister mitspielt, veranlasste die Veranstalter schon vorab, Stellung zu beziehen: Der Vorstand der Akademie des Österreichischen Films, die die Preise vergibt, kündigte an, den Film „nicht unkommentiert“ präsentieren zu wollen.

Teichtmeister, der auch eine Rolle im in einer Kategorie nominierten Film „Serviam – Ich will dienen“ hatte (der letztlich leer ausging), habe „wegen des Besitzes von sexuellen Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger zum Leid zahlreicher Kinder beigetragen“, heißt es in dem Statement. Man wolle die Öffentlichkeit, die die Filme im Rahmen der Preisverleihung bekommen, dazu nutzen, „das Thema Gewalt (nicht nur) an Kindern noch stärker ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu bringen sowie mit Expert:innen und Opferschutzorganisationen an Schutz- und Präventionsmaßnahmen, Richtlinien, Handlungsanleitungen und Sicherheitskonzepten zu arbeiten, um Missbrauchsvorfälle verhindern zu können“.

Auch bei der Gala in der Wiener Marx-Halle stand die Causa im Vordergrund: „Alle teilen wir eine grundlegende Haltung: Für Demokratie, für Gleichberechtigung aller Geschlechter und Nationalitäten - für die Gleichberechtigung aller Menschen und gegen jede Form von Machtmissbrauch“, unterstrichen Verena Altenberger und Arash T. Riahi als Präsidentschaftsduo der Akademie des Österreichischen Films zum Auftakt: „Wir wollen informierte und letztendlich klare Worte finden.“ Ziel sei eine „Transformation von der Kultur des Wegschauens zu einer Kultur des Hinschauens“. Und Julia Jelinek, die gemeinsam mit Thomas Mraz als Moderatorin durch den Abend führte, sagte: „Wir sind uns alle einig, dass es auch für die schwierigen und unangenehmen Themen heute Abend Raum geben muss.“

Vier Preise für queeres Bundesheer-Drama

In den renommiertesten Preiskategorien musste sich Kreutzers „Corsage“ denn auch geschlagen geben. Die 600 wahlberechtigten Mitglieder der Akademie des Österreichischen Films prämierten etwa in der Kategorie Drehbuch den Wiener Filmemacher David Wagner, der mit dem Bundesheer-Homosexualitäts-Drama „Eismayer“ sein Spielfilm-Debüt hinlegte - das nun ebenfalls mit vier Trophäen ausgezeichnet wurde: Prämiert wurden auch Hauptdarsteller Gerhard Liebmann, Nebendarsteller Luka Dimić und die Musik von Popsängerin Lylit.

Ein Nebenrollen-Preis ging zudem an Gerti Drassl („Märzengrund“). Zum besten Dokumentarfilm wurde „Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen“ gewählt. Zwei Preise heimste Leni Lauritschs wuchtiges Science-Fiction-Werk „Rubikon“ ein (Szenenbild und Tongestaltung). Im Beliebtheitsranking gewann „Griechenland“: Die Komödie mit Thomas Stipsits wurde als publikumsstärkster Kinofilm gewürdigt.

Raus aus Niederösterreich wegen FPÖ

Entschieden ist darüber hinaus bereits, dass die Preisgala auch 2024 in Wien und nicht wie bis dato alternierend in Grafenegg stattfinden wird. So hat die Akademie des Österreichischen Films als Ausrichter ihre Kooperation mit Niederösterreich aufgrund der dortigen FPÖ-Regierungsbeteiligung für beendet erklärt. So steht kommendes Jahr das Wiener Rathaus als Veranstaltungsort bereit. (Red./APA)

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