Krebs

Lindner kehrt auf den Platz zurück

Heinz Lindner steigt am Donnerstag wieder ins Training ein.
Heinz Lindner steigt am Donnerstag wieder ins Training ein.APA / Expa/reinhard Eisenbauer
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Nur sechs Wochen nach seiner Tumor-OP startet ÖFB-Torhüter Heinz Lindner in die Saisonvorbereitung mit dem FC Sion.

Das wohl größte Comeback im Kreise des ÖFB-Teams legt dieser Tage jemand hin, der gar nicht im Aufgebot für das EM-Qualifikationsdoppels stand: Heinz Lindner kündigte an, rund sechs Wochen nach seiner Operation wegen eines Hodentumors wieder ins Training einzusteigen. Der ÖFB-Tormann werde am Donnerstag bei der ersten Einheit seines Klubs Sion teilnehmen, berichtete er in der ORF-Sendung „Sport am Sonntag“. „Aber ich werde nicht von null auf hundert starten, ich werde einen Plan mit den Physios ausarbeiten“, stellte der Legionär des (nach Abstieg) Schweizer Zweitligisten klar. Mittlerweile gehe es ihm sehr gut. „Ich habe keine Schmerzen mehr und kann mich normal bewegen“, erklärte der 32-jährige Oberösterreicher. Ob er bis zum Start in die Saison in rund einem Monat regenerative Probleme bekommen werde, davon werde er sich „überraschen“ lassen.

Familie als große Hilfe

Die Diagnose hatte Lindner im Mai erhalten, bereits vier Tage später wurde er operiert. „Es war ein Schock, der ins Rückenmark geht“, erklärte er. Aber: „Es war gut, dass alles so schnell gegangen ist, so blieb wenig Zeit zum Nachdenken.“ Nur drei Monate zuvor war sein Sohn auf die Welt gekommen. Dieser, seine Frau (Hochzeit fand vor rund einem Jahr statt) und die Familie generell seien es gewesen, die in dieser Phase seines Lebens „am wichtigsten“ gewesen seien. Diese hätten ihm sehr geholfen.

Der 32-Jährige stand in den ersten beiden EM-Quali-Partien im März im ÖFB-Tor, das 1:1 am Samstag in Brüssel gegen Belgien bzw. eine Grußbotschaft der Fans auf den Rängen („das bedeutet mir sehr viel“) sah er vor dem TV-Gerät. Dienstagabend gegen Schweden will Lindner im Happel-Stadion sitzen, tags zuvor hatte er seine Teamkollegen in ihrem Camp in Wien besucht und mit ihnen gemeinsam Mittag gegessen.

Sein Ziel sei es, schnell wieder in die Auswahl zurückzukehren. „Doch ich weiß auch, dass die zweite Schweizer Liga da nicht das beste Sprungbrett ist.“ Lindner hat beim Super-League-Absteiger noch einen zwei Jahre laufenden Vertrag, ob es zu einem Vereinswechsel kommt, ist offen. Wenn nicht sportlich dann zumindest privat wünscht sich Lindner eine Rückkehr nach Österreich. „Wir wollen in oder rund um Wien unsere Zukunft aufbauen“, kündigte der Ex-Goalie von Austria Wien (bis 2015) an.

Weitere Sportler betroffen

Mit der Diagnose Hodenkrebs ist Lindner im Spitzensport nicht allein. So musste auch Dortmunds Stürmer Sébastien Haller unlängst eine Pause einlegen, ehe der in Frankreich geborene und inzwischen für die Elfenbeinküste spielende 28-Jährige mit neun Toren in diesem Frühjahr furios zurückkehrte. Der österreichische Volleyballer Max Thaller, der inzwischen beim TSV Hartberg spielt, kämpfte sich nach seiner Diagnose 2015 ebenso zurück wie der ehemalige norwegische Ski-alpin-Weltmeister Aksel Lund Svindal oder auch der US-amerikanischen Radstar Lance Armstrong vor seinen – später wegen Dopings aberkannten – Tour-de-France-Erfolgen.

Arzt Paul Engelhardt beschwichtigte in „Sport am Sonntag“: „Die sportliche bzw. leistungssportliche Aktivität hat nach derzeitiger Faktenlage keinen direkten Zusammenhang mit Hodenkrebs.“ Viel eher hänge das Risiko einer Erkrankung mit dem Alter zusammen, sie trete „gerade bei jungen Erwachsenen“ auf.

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