Aktie der Woche im Check

Valneva hofft auf neuen Impfstoff - seine Aktionäre auch

Von Corona hat Valneva nicht langfristig profitiert.
Von Corona hat Valneva nicht langfristig profitiert. REUTERS
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Corona hat Valneva nur temporär geholfen. Jetzt setzt man auf ein neues Mittel gegen das Chikungunya-Virus.

Wien. In der Pharmaindustrie, vor allem bei Impfstoff-Herstellern, liegen Hochs und Tiefs ganz nahe beisammen. Gibt es Fortschritte in der Entwicklung bzw. den Tests für ein neues Präparat oder nähern sie sich sogar der Marktreife, dann gehen die Aktien durch die Decke. Rückschläge werden umgehend mit Kursverlusten quittiert.

Das erlebt gerade wieder die französische Valneva. Nachdem das Biotech-Unternehmen zu Wochenbeginn durch einen Artikel in der Fachzeitschrift „The Lancet“ bekannt machte, dass es vielversprechende Fortschritte in der Phase-III-Studie für einen Impfstoff gegen die Viruserkrankung Chikungunya gebe, schnellte der Kurs gleich um knapp 13 Prozent nach oben.

Am Mittwoch ebbte der Hype zwar wieder ab, aber die Aktie liegt nach dem Tief von Anfang Mai, als sie 3,96 Euro kostete, in einem Aufwärtskanal. Allein im Juni hat das Papier rund 30 Prozent an Wert gewonnen. Auf Jahressicht steht allerdings immer noch ein Minus von 38 Prozent. Was kein Wunder ist: Getrieben vom Hype um Corona-Impfstoffe stieg der Kurs bis Anfang Dezember auf ein Allzeithoch von 27,66 Euro. Damals schloss die EU mit Valneva einen Liefervertrag für den von den Franzosen entwickelten Totimpfstoff. Knapp ein halbes Jahr später reduzierte die EU die Abnahmemenge drastisch und es folgte ein Kursgemetzel.

Mit dem Vakzin gegen die durch Mücken übertragene Chikungunya-Erkrankung mit Fieber, Übelkeit und Gelenkschmerzen hat Valneva nun ein neues heißes Eisen im Feuer. Es ist der am weitesten entwickelte Vakzinkandidat weltweit. Die Krankheit kann wegen der Verbreitung der asiatischen Tigermücke inzwischen auch abseits von tropischen und subtropischen Gebieten auftreten. Bisher gibt es keinen Impfstoff. Das 2013 aus der Fusion der österreichischen Intercell und der französischen Vivalis entstandene Unternehmen hat schon Anträge für die Zulassung in den USA und Kanada gestellt, weitere Länder sollen folgen. Valnevas Finanzvorstand Peter Bühler zufolge könnte die Zulassung in den USA heuer erfolgen, das wäre ein „Meilenstein“.

Nicht alles erfolgreich

Valneva hat bereits einen Impfstoff gegen japanische Enzephalitis und gegen Cholera am Markt. Indes sind Vakzine gegen Pseudomonas und Hepatitis C in der Erprobung gescheitert. Mit dem US-Konzern Pfizer, der vor einem Jahr rund acht Prozent an Valneva zu einem Preis von 9,49 Euro je Aktie übernommen hat, wird an einem Impfstoff gegen Lyme-Borreliose geforscht. Er gilt als größtes Asset im Valneva-Portfolio. Für diese von Zecken übertragene Krankheit gibt es bisher auch keine Impfung.

Die Analysten sind einerseits von dem Studien-Fortschritt, andererseits auch den recht guten Quartalszahlen beeindruckt: Im ersten Quartal stieg der Umsatz von 21,8 auf 33,5 Mio. Euro, der Nettoverlust verringerte sich von minus 26 auf minus 18,1 Millionen Euro. Im Vorjahr hatte das Covid-Drama dem Unternehmen eine Verdoppelung des Verlusts auf 143,3 Mio. Euro beschert – bei einer nur leichten Umsatzverbesserung. Von sechs Analysten raten fünf zum Kauf der Aktie, einer plädiert für Halten. Das durchschnittliche Kursziel liegt bei 9,73 Euro, das höchste sogar bei 13 Euro.

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