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Heino nennt sich „hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder“

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Zur Selbstcharakterisierung verwendete der deutsche Schlagersänger in einem Interview ein Zitat von Adolf Hitler. „Dieser historische Zusammenhang ist uns nicht bewusst“, erklärte Heinos Manager.

„Wenn ich jetzt umfalle und tot bin, dann ist es das letzte Album gewesen. Das weiß man nicht. Aber noch bin ich ja hart wie Kruppstahl, zäh wie Leder und flink wie ein Windhund.“ Das sagte der deutsche Schlagersänger Heino in einem Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Er verwendete damit eine Redefigur von Adolf Hitler, der schon in „Mein Kampf“ sein Ideal von „militärischen Tugenden“ als „flink wie Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl“ angegeben hatte. 1935 wiederholte er diese Metaphern beim Reichsparteitag vor 50.000 HJ-Jungen: „In unseren Augen, da muss der deutsche Junge der Zukunft schlank und rank sein, flink wie die Windhunde, zäh wie Leder und hart wie Kruppstahl!“ Der Spruch blieb während der NS-Diktatur fixer Teil der deutschen Propaganda.

Heinos Manager Jan Mewes erklärte dazu gegenüber Spiegel Online: „Dieser historische Zusammenhang ist uns nicht bewusst, und Heino hat es auch nicht in diesem Zusammenhang gesagt.“

„Ich bin nicht schwarzbraun!“

Im fraglichen Interview hat Heino vor allem seine neue Platte „Mit freundlichen Grüßen“ verteidigt, auf der er Songs aus Pop, Punk und Hip-Hop interpretiert, u.a. von den Ärzten und Rammstein. Diese Stücke seien „die Volkslieder der jungen Generation“, er vergleiche sie mit Liedern der Bündischen Jugend, etwa „Wenn die bunten Fahnen wehen“ und „Wir lieben die Stürme“. Diese seien aus „einer Zeit, als die jungen Leute mit dem System nicht zufrieden waren“ (damit meint Heino offenbar die Weimarer Republik): „Das waren deren Protestlieder. Wenn jetzt ein Krieg ausbrechen würde – Gott beschütze uns davor –, was würden die Soldaten dann singen? Die würden Rammstein singen!“

Debatten über sein Verhältnis zur NS-Zeit hat Heino schon 1977 durch seine Entscheidung provoziert, vom „Lied der Deutschen“ von Hoffmann von Fallersleben, von dem heute nur die dritte Strophe deutsche Nationalhymne ist, auch die ersten beiden Strophen zu singen, also mit den Zeilen „Deutschland, Deutschland über alles“ und „Von der Maas bis an die Memel, von der Etsch bis an den Belt“.

Nach Erscheinen seines aktuellen Albums wurde Heino u.a. vom Sänger der Band „Oomph!“ kritisiert: Er warf ihm „eine völkisch-verherrlichende Gesinnung“ vor. Heino reagierte knapp: „Ich bin nicht schwarzbraun, ihr Haselnüsse!“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.02.2013)

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