Verkehr

Rad versus Selbstfahrer: Zusammenstöße in Zukunft vermeiden

„Mehr Radfahren!“ heißt die Devise: Doch wie kommen all die Leute sicher durch die Straßen?
„Mehr Radfahren!“ heißt die Devise: Doch wie kommen all die Leute sicher durch die Straßen?Clemens Fabry
  • Drucken

Was, wenn sich autonome Autos und Radfahrer den Straßenraum teilen? Teams in Salzburg berechnen, wie Risiken reduziert werden: Algorithmen könnten vor Kollisionen rechtzeitig warnen. Ein anderes Projekt führt optimale Modelle für die Gestaltung von Engstellen vor.

Klimafreundlicher Verkehr bedeutet auch, dass viel mehr Menschen mit dem Fahrrad unterwegs sein sollen. Die Verbesserung der Sicherheit ist ein Schlüsselfaktor, um möglichst viele zum Umstieg zu bewegen. Die Salzburg Research Forschungsgesellschaft erkundet Möglichkeiten, um mit moderner Technologie Gefahrensituationen zu entschärfen und Unfälle zu vermeiden. „Wir arbeiten an Systemen zur Kollisionsvermeidung zwischen Radfahrern und vernetzten Fahrzeugen“, sagt Cornelia Zankl, Leiterin des Projekts Bike2CAV. Ein Feld, das bisher wenig untersucht wurde. Dabei geht es um Informationsaustausch zwischen Verkehrsteilnehmenden, straßenseitiger Infrastruktur und dahinterstehenden Algorithmen, die mögliche Zusammenstöße rechtzeitig erkennen.

Dafür muss nicht nur das vernetzte Fahrzeug, sondern auch das Fahrrad mit GPS-Technik ausgestattet sein, um zentimetergenau laufend die Position an das System zu übermitteln. „Man versucht vorauszusagen, ob sich die Fahrwege zu einem bestimmten Zeitpunkt treffen.“ Besteht das Kollisionsrisiko, wird automatisch eine Warnung ausgeschickt. Die Forschenden testen mehrere Möglichkeiten: Vibrationen über spezielle Fahrradgriffe, Töne über den Helm oder visuelle Signale, die per App am Smartphone angezeigt werden. „Unsere Testpersonen haben Warntöne bevorzugt“, sagt Zankl. Der Prototyp der Technologie wurde an Kreuzungen in der Stadt und am Land mit einem mit modernster Sensorik und Übertragungstechnik ausgestatteten Forschungsfahrrad erprobt. Die Fahrzeugerkennung und die Warnung vor einer Kollision funktionieren schon gut. Verbesserungspotenzial gibt es bei der Übertragung. „Die Echtzeitverarbeitung von großen Datenmengen ist noch herausfordernd, da es viele Daten aus verschiedenen Quellen gibt und alle Systemkomponenten gut aufeinander abgestimmt sein müssen.“ Unterschiede gab es bei den Genauigkeiten der GPS-Daten. Die waren in der Stadt besser als am Land.

Begegnungszonen und Mischverkehr

Die Vermeidung von Unfällen steht auch im Mittelpunkt von RADBest. Dieses Projekt möchte auf engen Straßenabschnitten das Miteinander von Auto und Fahrrad verbessern. In dem internationalen Projekt zur Verkehrsinfrastrukturforschung arbeiten neben Salzburg Research auch Partner in Deutschland und der Schweiz mit. Als Basis sehen sich die Teams die in den Ländern bestehenden Vorschriften für die Radverkehrsplanung bei engen Fahrbahnquerschnitten an, berichtet Sven Leitinger von der Abteilung Mobility & Transport Analytics.

In der Praxis gibt es unterschiedliche Lösungen: Mischverkehr mit einem Tempolimit von 30 km/h, Begegnungszonen mit 20 km/h, Mehrzweckstreifen oder das Verbot, Radfahrer zu überholen. Mittels Sensorik wie z. B. einer Videokamera mit 360°-Blick oder mit Laserabtastung, die Abstände misst, wird erfasst, was in der Praxis funktioniert. Dazu kommt ein Open-Bike-Netzwerk, bei dem Menschen ihre Fahrräder mit einer kostengünstigen Ultraschalltechnologie aufrüsten, um während ihrer Fahrt Abstände zu anderen Fahrzeugen zu messen, und die Daten dem Projekt zur Verfügung stellen.

Damit stehen den Teams die Daten des High-Tech-Forschungsrades, der Bike-Community und von stationären Kameras an Engstellen zur Verfügung, um herauszufiltern, was zu den besten Ergebnissen führt, erläutert Leitinger. Auf Basis dieser Auswertungen entstehen Handlungsempfehlungen für die Verkehrsplanung, um Gefahrenstellen bestmöglich zu entschärfen.

Alle Artikel finden Sie unter

diepresse.com/klima.

Sie wollen keinen wichtigen Beitrag verpassen? Abonnieren Sie “Klimawandel“ als Push-Nachricht in den Einstellungen der “Presse“-App

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.