175 Jahre „Die Presse“

Was soll das heißen, bürgerlich?

Silhouette einer jungen Frau vor dem Parlament in Wien
Silhouette einer jungen Frau vor dem Parlament in WienGetty Images
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Parteien. 175 Jahre nach der „bürgerlichen“ Revolution ist das Wort zum Allerweltsbegriff geworden. Nachweinen muss man ihm nicht.

Krisen hin, gesellschaftlicher Wandel her, Österreichs Innenpolitik scheint gewissen Naturgesetzen zu folgen. Eine Mehrheit links der Mitte? Unwahrscheinlich. Oder, wie zuletzt wieder offenbar wurde: Selbst mit den größten Stümpereien (siehe SPÖ) oder den chaotischsten Führungsrochaden (siehe ÖVP) vermochten es die zwei alten Machtblöcke der Republik nicht, in der Wählergunst nachhaltig unter die 20-Prozent-Marke zu fallen. Weder ÖVP noch SPÖ kamen letztlich trotz finsterster Kulisse in die Nähe der Gefahr, einen Landeshauptmann-Sessel zu verlieren.

Und doch wird die innenpolitische Landschaft gerade in einer Art und Weise neu vermessen, wie man das Jahre nicht gesehen hat. Da stieß etwa eine mit Herbert Kickl radikaler gewordene FPÖ vom rechten Rand an die Spitze in Umfragen vor. Linkerhand ist plötzlich eine mutmaßlich nach links abgebogene SPÖ unter einem neuen Chef, der sich selbst als Marxist sieht. Dazu kommen neuerdings erfolgreiche Kommunisten und wer weiß welche neuen Gruppierungen noch. Die ÖVP sucht nach dem Abgang von Sebastian Kurz teils immer noch ihre Linie.

In dieser Neuordnung taucht ein Begriff an zentraler Stelle auf: Anstatt einer von der SPÖ angestrebten „Linkskoalition“ aus Roten, Grünen und Pinken „braucht es in Österreich eine klare bürgerliche Handschrift, wie sie nur die Volkspartei hat“, erklärte die ÖVP unlängst. Zwischen Kickl und Babler sei die ÖVP in der „bürgerlichen Mitte der Gesellschaft“.

Wir, die einzigen Bürgerlichen

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