Analyse

Beruf und Familie zu vereinbaren bleibt in Österreich utopisch

Viele Frauen müssen hierzulande zwischen Job oder Kind wählen.
Viele Frauen müssen hierzulande zwischen Job oder Kind wählen.(c) Winfried Rothermel
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Mangelnde Betreuungsplätze, anhaltender Fachkräftemangel und die Kontroverse um die frühkindlichen Bildung lassen Österreich ins Hintertreffen geraten.

Beruf und Familie sind hierzulande nicht leicht zu vereinbaren: Für unter Dreijährige lässt sich nur schwer eine geeignete Kinderbetreuung finden und so sehen sich viele Mütter gezwungen, nur Teilzeit zu arbeiten. Dadurch wiederum ist auch der Gender-Gap entsprechend groß, wie die aktuelle Untersuchung des Wirtschaftsforschungsinstituts EcoAustria zeigt. Mit ernüchterndem Ergebnis: Im Vergleich der EU-27 Staaten plus Schweiz und Norwegen belegt Österreich nur den 20. Platz.

Die Kinderbetreuung müsse qualitativ hochwertig, örtlich erreichbar und zeitlich flexibel sein, so ein wesentlicher Punkt der Untersuchung. Da dies nur mangelhaft gegeben sei, würden Frauen öfter Teilzeitarbeit übernehmen. Und dies fördere die Geschlechterungleichheit auf dem Arbeitsmarkt. Eine institutionelle Kinderbetreuung fördert der Untersuchung zufolge die Erwerbsintegration von Müttern, die dann auch ihre Arbeitszeiten ausweiten können.

Österreich brauche eine höhere Betreuungsquote bei unter Dreijährigen mit mehr als 29 Stunden Betreuungszeiten pro Woche. „Hier gilt es, sich an den skandinavischen Ländern oder auch Slowenien zu orientieren, die höhere Betreuungsquoten als hierzulande aufweisen. Institutionelle Kinderbetreuung findet bei unter Dreijährigen in einem nennenswerten Ausmaß nur bei kurzen Betreuungsumfängen unter 30 Stunden pro Woche statt. Eine tägliche Betreuungszeit von weniger als sechs Stunden ist kaum mit einer Vollzeitbeschäftigung der Mütter bzw. beider im Haushalt lebender Elternteile vereinbar“, wird EcoAustria-Direktorin Monika Köppl-Turyna zitiert.

Fachkräftemangel verschlechtert die Lage zusätzlich

Ein weiteres Problem sei der aktuelle Fachkräftemangel. „Für eine Ausweitung der Kinderbetreuung sind qualifizierte Fach- und Betreuungskräfte und ebenso assistierende Mitarbeitende erforderlich, die bei gegebener Arbeitskräfteknappheit insbesondere in ruralen, kleinräumigen Siedlungsgebieten nicht so leicht gefunden werden können“, so Köppl-Turyna.

Die entsprechende Betreuung habe weitere Vorteile: „Frühkindliche Bildung und die möglichst breitflächige Einbeziehung in Elementarpädagogik können sich positiv auf den späteren Bildungserfolg der Kinder und insbesondere auf die Integration von bildungsbenachteiligten Kindern auswirken. Dabei ist festzustellen, dass Österreich im internationalen Vergleich zwar zu den Ländern mit den höchsten schulischen Bildungsausgaben pro Schüler gehört, Österreichs Schüler aber gleichzeitig nur mittelmäßige Ergebnisse bei gängigen Leistungstests wie PISA, PIRLS oder TIMSS erzielen“, so die Untersuchung von EcoAustria.

Die im Europa-Vergleich führenden Staaten sind etwa Schweden und Dänemark mit einem Wert von jeweils 0,78, aber auch Slowenien (0,77) oder Norwegen (0,71) erzielen deutlich höhere Werte. Österreich kommt auf einen Indikator von 0,48. (APA/ere)

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