Geschichte

Als homosexuell verachtet und verfolgt

Homosexualität galt Nazis als Seuche (Bild: Filmausschnitt, Berliner Denkmal für verfolgte Homosexuelle).
Homosexualität galt Nazis als Seuche (Bild: Filmausschnitt, Berliner Denkmal für verfolgte Homosexuelle).Meißner/Ullstein Bild/Getty Images
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Zwei Bücher schreiben gegen die Ignoranz der Geschichtsschreibung an, die lang einen Mantel des Schweigens über homosexuelle Menschen als Opfer der NS-Zeit gebreitet hat.

Er habe mit einem Ballonverkäufer vom Prater dreimal gegen Entgelt Sex gehabt. Der sei etwa 30 Jahre alt, trage Brille und führe den Spitznamen „Adele“. Das gab der 20-jährige Rudolf Maslo im Gestapo-Verhör an. Diese Hinweise reichten: Am 17. Juli 1939 wurde Karl Skritek, den man als besagten Ballonverkäufer ausfindig machte, festgenommen und vor Gericht gestellt. Das Urteil: Acht Monate schwerer Kerker. Auch Maslo erhielt Kerkerhaft und wurde zudem nach deren Verbüßung zunächst ins KZ Sachsenhausen, später ins KZ Flossenbürg überstellt. Er verstarb hier wenige Wochen vor der Befreiung Anfang April 1945.

Endlich wird hingeschaut

Lange Zeit verdrängte die österreichische Gesellschaft die nationalsozialistische Vergangenheit. Damit einher ging, dass manche Opfer wie Roma und Romnja sowie Sinti und Sintizze, aber auch die ausgesiedelten Kärntner Sloweninnen und Slowenen besonders spät und nur zaghaft in die offizielle Erinnerung vorrückten. Zu den am schlechtesten dokumentierten und erforschten Gruppen zählen bis heute die in der NS-Zeit wegen gleichgeschlechtlicher Handlungen („Unzucht wider die Natur“) als „Volksfeinde“ verfolgten und ermordeten Menschen. Das weltweit erste Erinnerungszeichen für sie wurde 1984 in der KZ-Gedenkstätte Mauthausen in Form eines Winkels aus rosa Marmor enthüllt. In Wien wurde ein entsprechendes Denkmal – es formt den imaginären Schatten eines Regenbogens – heuer im Juni im Resselpark eröffnet.

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