Bauphysik

Kluge Fenster-Accessoires helfen, die Wohnung zu kühlen

Dunkle Töne bieten einen besseren Blendschutz als helle, lassen aber weniger Licht in den Raum.
Dunkle Töne bieten einen besseren Blendschutz als helle, lassen aber weniger Licht in den Raum.HFA
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Eine optimale Beschattung an den Fenstern kann viel dazu beitragen, den Energieverbrauch zum Kühlen der Wohnung im Sommer zu senken. Forscherinnen und Forscher sahen sich an, was möglich ist, ohne dass die Zimmer durch die Beschattung finster und ungemütlich werden.

Viele sitzen im Sommer zu Hause und stöhnen unter der Hitze, die aus manchen Wohnungen wahre Saunakammern macht. Klimaanlagen schaffen – nicht gerade umweltfreundlich – Abhilfe. Im Winter laufen dann die Heizungen auf Hochtouren, weil die Sonne zu wenig an Wärme liefert. Das Dilemma, praktisch das ganze Jahr über Energie aufwenden zu müssen, um in den eigenen vier Wänden Wohlfühltemperaturen zu schaffen, lasse sich durch eine Optimierung der Beschattung an den Fenstern zumindest reduzieren.

Bis zur Hälfte der Kühlenergie einsparen

Das ist das Ergebnis eines Projekts, das die zum Forschungsverbund Austrian Cooperative Research (ACR) gehörende Holzforschung Austria gemeinsam mit der TU Graz kürzlich zum Abschluss brachte. „Bis zur Hälfte der Kühlenergie und bis zu einem Drittel der Heizenergie können durch den optimierten Einsatz passiver Maßnahmen eingespart werden“, zieht Projektleiterin Julia Bachinger Bilanz. Nachsatz: „Und das unter der Bedingung, dass die Beschattung im Sommer zwar die Hitze fernhalten, gleichzeitig aber die Räume nicht verdunkeln soll.“ Wie der optimale Sonnenschutz ausschauen muss, lasse sich freilich nicht so einfach sagen. „Die Maßnahmen spielen ja zusammen, man muss sich das daher in jedem Einzelfall anschauen“, sagt die Bauphysikerin, die mit ihrem Team für Simulationen die Computer mit rund 12.000 Varianten gefüttert hat.

Auch die Anforderungen, die unterschiedliche Raumnutzungen (Schlafzimmer, Homeoffice-Bereich etc.) an das Raumklima stellen, wurden einbezogen. Trotz der Komplexität gelang es den Forscherinnen und Forschern, einen Leitfaden mit Faktoren zusammenzustellen, die großen Einfluss auf die Raumtemperatur und auf die Verfügbarkeit von Tageslicht haben. So bestätigte sich etwa, dass eine außen liegende Beschattung gegenüber einer innen angebrachten zu bevorzugen ist.

Beschattung auch nordseitig

„Wir haben verschiedene Arten der Beschattung wie Raffstores oder Screens geprüft, unterschiedliche Materialien und Farben berücksichtigt sowie die Wärmeverluste und die Lichtdurchlässigkeit von diversen Fenstergläsern in die Software eingegeben“, ­erklärt Bachinger. Die richtige Wahl hänge unter anderem von den baulichen Gegebenheiten des Hauses ab. Wichtig seien eine Beschattung auch bei nordseitig gelegenen Fenstern sowie bei Auskragungen, ist im Leitfaden nachzulesen. Bei der Farbwahl gelte es, Schwerpunkte zu setzen oder einen Kompromiss zu finden: Dunkle Töne bieten einen besseren Blendschutz als helle, lassen aber weniger Licht in den Raum.

Der Klimawandel werde am Forschungsergebnis wenig ändern, betonen die Forschenden, die auch den Bundesverband für Sonnenschutztechnik sowie die Plattform Fenster Österreich beim Projekt mit an Bord hatten. Bachinger: „Wir haben Klimaprognosen bis 2050 eingearbeitet. Und da zeigt sich, dass zwar die Zahl der Hitzetage steigt und die Hitzeperioden sich im Jahresverlauf verschieben, dass aber im Winter dennoch weiterhin Heizbedarf bestehen wird.“

Die Berechnungen könnten in ein Online-Tool einfließen, mit dem jeder selbst feststellen kann, welche Maßnahmen welchen Einfluss auf die erforderliche Heiz- bzw. Kühlenergie sowie auf die Lichtverhältnisse im eigenen Zuhause haben.

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