Massud Mossaheb und und Kamran Ghaderi mussten Folterqualen im Evin-Gefängnis erdulden. Der Vorwurf lautete: Spionage. 

Foto: Clemens Fabry
Iran

Die Hölle von Evin: Wie zwei Österreicher das berüchtigte Foltergefängnis im Iran überlebten

Gepeinigt und gedemütigt. Kamran Ghaderi darbte siebeneinhalb Jahre in iranischer Haft, Massud Mossaheb viereinhalb Jahre. Die Österreicher schildern ihre willkürliche Verhaftung und ihre Tortur im Teheraner Gefängnis.

Die Vögel zwitschern, durch den Garten am Rand des Wienerwaldes raschelt eine Sommerbrise, auf dem Verandatisch eine Schale Himbeeren. „Mir kommt das alles wie ein Traum vor, als wäre ich die ganze Zeit hier gewesen“, sagt Massud Mossaheb. 1586 Tage war er in iranischer Gefangenschaft. In präzisen Sätzen schildert der 77-Jährige geduldig sein Martyrium. Nach zwei Stunden stützt er sich auf seinen Stock, zieht sein rechtes Hosenbein hoch und zeigt auf seine Narben. „Das sind die Spuren der Peitschenhiebe. Und hier haben sie ihre Zigaretten ausgedrückt.“ In der Nacht suchen ihn noch immer Albträume heim. „Aber zunehmend weniger“, beteuert er.

Auch Kamran Ghaderi will nach vorn schauen. Doch das Evin-Gefängnis steckt ihm in den Knochen. Der 58-Jährige war noch länger in Haft als Mossaheb: 2707 Tage, drei Monate davon in einer nicht einmal vier Quadratmeter großen Einzelzelle. Am Leben gehalten haben ihn die Gedanken an seine Familie. An seine zwei Töchter, die jetzt schon 20 und 17 Jahre alt sind. An seinen Sohn, der gerade einmal zwei Jahre alt war, als der Vater verschwand. Und an seine Frau Harika, die nun in einem mintfarbenen Sommerkleid gemeinsam mit ihm in einem Konferenzzimmer der „Presse“-Redaktion sitzt.

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