Mein Montag

Was sind das für komische Menschen in der U-Bahn?

Eine Viererbank ist dann am besten, wenn man sie allein für sich hat.
Eine Viererbank ist dann am besten, wenn man sie allein für sich hat.Clemens Fabry
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Leute, die sich auf einer sonst leeren Viererbank genau neben einen setzen müssen.

Soziologie, darüber wurde damals in der Schule gewitzelt, als man noch nicht so genau wusste, was man studieren sollte. „Da lernt man, wie Leute in die Straßenbahn einsteigen!“ Damit war das Thema erledigt, so wie auch das Argument „da muss man Menschen den Hintern auswischen“ den Zivildienst für viele unattraktiv wirken ließ. Im Nachhinein betrachtet vielleicht ein Fehler, sowohl das mit dem nicht gemachten Zivildienst als auch das mit der Soziologie. Denn tatsächlich wäre das Verhalten von Menschen im öffentlichen Verkehr ein spannendes Thema, dem man sich auch wissenschaftlich widmen hätte können.

Betrachten Sie deshalb die folgenden Punkte bitte lediglich als laiensoziologisches Taschengutachten. Dass die Einzelsitzplätze in der Straßenbahn immer als erste weg sind, ist eine Grundkonstante. Genauso, dass danach einzelne Menschen auf den Zweiersitzen Platz nehmen. Und bis zu einem gewissen Füllpunkt Menschen lieber stehen bleiben, als sich zu jemandem auf den Zweiersitz zu quetschen. Dass sich diese Frage in mancher Linie aber ohnehin kaum stellt, weil sich Menschen wie Tetris-Steine in die schon vollbesetzte Garnitur einschlichten müssen.

In der U-Bahn, aber auch im Zug, gibt es eine ungeschriebene Regel: Wenn jemand allein auf einem Viererplatz sitzt, nimmt man auf dem Sitz schräg gegenüber Platz. Setzt man sich genau auf den Platz gegenüber, zieht das Gegenüber mit Augenrollen demonstrativ seine Knie ein. Am schlimmsten sind aber die Leute, die sich auf dem Vierersitz direkt neben einen setzen – obwohl die beiden Plätze gegenüber frei sind. Da fragt man sich, was in diesem Menschen vorgeht. Ein Soziopath bestimmt. Oder noch etwas Schlimmeres.

Das Spannende ist, dass dieses Gefühl nachlässt, sobald sich auch jemand auf die verbliebenen Plätze gegenüber setzt. Da verliert der seltsame Mensch neben einem seinen Schrecken. Und wenn man vor ihm aussteigt, kann man sogar ein bisschen Rachegefühle ausleben – weil er, wenn man aussteigt, zumindest die Beine ein wenig zur Seite stellen muss! Ha, der hat seine Lektion jetzt hoffentlich gelernt.

E-Mails an: erich.kocina@diepresse.com

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