"Gefangener X": Toter Agent bringt Israel unter Druck

2010 wurde ein israelischer Häftling erhängt aufgefunden. Nun will ein TV-Sender seine Identität geklärt haben. Israel reagiert mit einer Nachrichtensperre.
2010 wurde ein israelischer Häftling erhängt aufgefunden. Nun will ein TV-Sender seine Identität geklärt haben. Israel reagiert mit einer Nachrichtensperre. c EPA JULIAN SMITH
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2010 wurde ein Häftling erhängt aufgefunden. Nun will ein TV-Sender seine Identität geklärt haben. Israel reagiert mit einer Nachrichtensperre.

In einem israelischen Hochsicherheitsgefängnis sitzt ein Mann in Isolationshaft, dessen Identität nicht einmal die Wärter kennen. Sie nennen ihn "Gefangener X". Eines Tages wird er  - trotz der Videoüberwachung in dem Gefängnis - erhängt in seiner Zelle aufgefunden. Was nach einem Hollywood-Thriller klingt, soll sich Ende 2010 im Gefängnis Ayalon bei Tel Aviv tatsächlich zugetragen haben.

Der australische TV-Sender "ABC" will nun die Identität des mysteriösen Gefangenen herausgefunden haben: Es soll sich um den Australier Ben Zygier gehandelt haben. Zygier sei zehn Jahre vor seinem Tod nach Israel ausgewandert und vom Geheimdienst Mossad rekrutiert worden. Er habe unter dem Namen Ben Alon gelebt. Warum er ab Anfang 2010 in Haft saß, fand „ABC" nicht heraus. Der Sender spekuliert, dass es wohl etwas mit Spionage und Staatsgeheimnissen zu tun gehabt habe. Zygier sei in totaler Isolation gehalten worden, die Wärter hätten die Vorwürfe gegen ihn nicht gekannt. Es sei nie Anklage erhoben worden.

Australien zeigt sich besorgt

Der australische Außenminister Bob Carr sagte am Mittwoch, er sei beunruhigt über den Bericht. Er habe nichts von dem Fall gewusst. "Das Problem ist, dass wir nie Kontakt zu der Familie hatten. Es gab keine Bitte um konsularische Hilfe." Die israelischen Behörden hätten der australischen Botschaft 2010 lediglich den Tod eines Mannes mit doppelter Staatsbürgerschaft mitgeteilt. Es gab demnach keine Anhaltspunkte, dass es sich bei dem Australier um den "Gefangenen X" handeln könnte. Carr ordnete eine Untersuchung des Falles an.

Die israelische Regierung reagierte auf den ABC-Bericht mit einer Nachrichtensperre. Wie die Zeitung „Haaretz" berichtete, wurden die israelischen Medien aufgefordert, nicht über den Fall zu berichten. Einige Stunden später fand sich auf der „Haaretz"-Website dann doch eine entsprechende Meldung - die Nachrichtensperre sei aufgehoben worden.

Knesset-Abgeordnete forderten eine Offenlegung des Vorfalls. Der arabische Abgeordnete Ahmad Tibi rief Justizminister Yaakov Neeman dazu auf, zu den Berichten Stellung zu nehmen. Der ehemalige israelische Außenminister Avigdor Lieberman warf den Parlamentariern vor, sie wollten der israelischen Staatssicherheit schaden.

(Red./APA/Reuters)

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