Sturmwarnung aufrecht

Gewitter, Orkanböen, Starkregen: Unwetter fordern Feuerwehren in Österreich

In Tirol stürzten zahlreiche Bäume um.
In Tirol stürzten zahlreiche Bäume um.APA/ZEITUNGSFOTO.AT/LIEBL DANIEL
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Unwetter mit kräftigen Sturmböen sind in der Nacht auf Mittwoch über große Teile Österreichs gefegt. Sieben Menschen wurden in Salzburg und Niederösterreich verletzt. Weitere Gewitter stehen bevor.

Nach dem heißen Sommerwetter der vergangenen Tage wurden große Teile Österreichs von Unwettern heimgesucht. Gewitter, Starkregen und Sturmböen mit Spitzen über 140 km/h traten auf. Besonders betroffen waren Tirol, Oberösterreich, Salzburg und Vorarlberg. Ausläufer waren bis ins westliche Niederösterreich zu merken. Insgesamt sieben Verletzte gab es in Salzburg und Niederösterreich. Am Mittwoch stehen weitere Unwetter bevor.

Eine Unwetterfront mit Starkregen und Sturmböen hat am späten Dienstagabend bzw. in der Nacht auf Mittwoch in Tirol die Feuerwehren auf Trab gehalten. Es kam zu rund 300 Einsätzen. Besonders betroffen waren der Bezirk Schwaz und die Landeshauptstadt Innsbruck. Großteils hatte man es mit umgestürzten Bäumen und heruntergerissenen Ästen zu tun. Zwischenzeitlich waren rund 14.000 Haushalte ohne Strom.

Im Zillertal im Bezirk Schwaz zog etwa laut Polizei kurz nach Mitternacht ein heftiges Unwetter über die Gemeinden Zell am Ziller, Gerlosberg und Hainzenberg. In letzterem Ort stürzten mehrere Bäume und Geröll auf die Gerlos Bundesstraße (B165). Zudem wurde ein Sicherungsnetz massiv geschädigt. Die Straße ist bis auf Weiteres für den gesamten Fahrzeugverkehr gesperrt.

Wasserhydrant abgerissen

Bereits vor Mitternacht war ein Unwetter mit Sturmböen über die Landeshauptstadt Innsbruck hereingebrochen. Laut Stadt wurden mehr als 50 Einsätze registriert. Dabei handelte es sich hauptsächlich um umgestürzte Bäume, Bauzäune und Straßenschilder, abgebrochene Äste und Wasserschäden. Auf der Höhenstraße wurde ein Wasserhydrant abgerissen, worauf eine erhebliche Menge Wasser austrat.

Die Feuerwehren waren gefordert.
Die Feuerwehren waren gefordert.APA/ZEITUNGSFOTO.AT/LIEBL DANIEL

Im Oberland hatte der Sturm Auswirkungen auf den Bahnverkehr. Wegen eines Oberleitungsschadens war der Abschnitt zwischen Imst-Pitztal Bahnhof und Schönwies bis 8.15 Uhr unterbrochen bzw. gesperrt. Die Fernverkehrszüge warteten vorerst die Sperre ab bzw. wurden umgeleitet. Für die S-Bahnen und den Regionalverkehr wurde ein Schienenersatzverkehr zwischen Landeck-Zams Bahnhof und Imst-Pitztal Bahnhof eingerichtet. Die Reisezeit verlängerte sich dadurch um bis zu 120 Minuten.

Kleinere Brände in Oberösterreich

Über 190 Feuerwehren sind in Oberösterreich zu mehr als 400 Einsatzstellen gerufen worden. Im ganzen Land, vor allem im Inn- und Hausruckviertel, hat das Unwetter Schäden verursacht. Hauptsächlich galt es Bäume von Straßen zu räumen und abgedeckte Dächer zu sichern, berichtete das Landesfeuerwehrkommando in einer Presseaussendung.

Ab 1.00 Uhr zog das Unwetter über Oberösterreich, ab 4.00 Uhr ließ es nach. Doch „es wird auch heute noch zu Einsätzen kommen“, war Hauptbrandinspektor Martin Burger klar, denn auch an entlegeneren Stellen seien bestimmt Bäume umgestürzt und würden Wege blockieren. Vereinzelt gab es kleinere Brände in der Nacht, etwa in Enns und Steyregg. In Frankenmarkt kollidierten während des Sturms zwei Lkw frontal.

Mittwochfrüh ist infolge des Sturms bei der ersten Bergfahrt der Seilbahn auf den Feuerkogel (Bezirk Gmunden) das Tragseil aus der Führung gesprungen. Sechs Mitarbeiter, die in der Kabine waren, blieben unverletzt. Am Vormittag wurden sie mit einem Hubschrauber aus der Gondel gerettet.

Sechs Menschen in Salzburg verletzt

Auch über Salzburg ist ein heftiger Sturm hinweggefegt. Das Unwetter hat zahlreiche Schäden vor allem in der Stadt Salzburg, im Flachgau und im Tennengau verursacht. Rund 800 Feuerwehrleute von 35 Feuerwehren rückten zu 300 Einsätzen aus, wie das Landesfeuerwehrkommando berichtete. Sechs Menschen wurden laut Rotem Kreuz verletzt. Die starken Windböen haben vorwiegend Bäume entwurzelt und Äste abgerissen.

Das Unwetter erreichte Salzburg kurz vor 1.00 Uhr. Auf dem Kolomansberg wurden Windspitzen von rund 140 km/h gemessen. Bei den Feuerwehren gingen zahlreiche Alarme ein. Schwerpunkt der Einsätze waren umgestürzte Bäume. Auf einem Campingplatz im Salzburger Stadtteil Sam wurden dadurch Fahrzeuge und Wohnwägen beschädigt. Bis zu 8000 Haushalte waren eine Zeit lang ohne Strom. Die meisten Schäden konnten noch in der Nacht behoben werden. Die nächste Gewitterfront soll in Salzburg bereits heute gegen Mittag eintreffen.

Die Verletzten wurden großteils von umstürzenden Bäumen oder abgerissenen Ästen getroffen, einige davon waren von den herabgefallenen Objekten eingeschlossen worden und mussten mit Hilfe der Feuerwehr befreit werden. „Eine Person fiel von einem Balkon, eine weitere ist von Splittern eines umgewehten Glases verletzt worden“, schilderte Rot-Kreuz-Sprecherin Roberta Thanner.

Durch einen in die Fahrleitung gestürzten Baum sind die Streckenabschnitte zwischen dem Salzburger Hauptbahnhof und dem Bahnhof Oberndorf sowie zwischen Oberndorf und Lamprechtshausen teilweise gesperrt worden. Es wurde ein Schienenersatzverkehr mit Bussen eingerichtet. In den Abendstunden sollten alle Streckenabschnitte wieder befahrbar sein.

Vorarlberg: Verkehrsschilder durch die Luft geschleudert

In Vorarlberg hat die Gewitterfront mit Orkanböen zu über 50 Feuerwehreinsätzen geführt. Bei Windspitzen von über 90 km/h wurden zahlreiche Bäume entwurzelt und Straßen verlegt, informierte die Rettungs- und Feuerwehrleitstelle (RFL). 1100 Haushalte hatten kurzzeitig keinen Strom.

Die erste Gewitterfront zog gegen 22.20 Uhr über das Rheintal und beeinträchtigte nach Angaben der Polizei den Verkehr auf der Rheintautobahn (A14). Zwischen den Auf- und Abfahrten Bregenz-Weidach und Hohenems wurden in beiden Fahrtrichtungen insgesamt drei Bäume auf die Fahrbahn gedrückt. Im Baustellenbereich zwischen Dornbirn-Süd und Dornbirn-Nord schleuderte der Sturm Verkehrsschilder durch die Luft. In Richtung Deutschland war die Abfahrt Hohenems war bis 22.50 Uhr aufgrund von Aufräumarbeiten gesperrt. In Mellau im Bregenzerwald wurden auf einem Parkplatz Autos durch umgestürzte Bäume beschädigt. Am frühen Mittwochvormittag waren alle Straßen wieder befahrbar.

Motorradfahrer in Niederösterreich verletzt

Laut Aufzeichnungen der GeoSphere Austria erreichten die Sturmböen am Dienstagabend Geschwindigkeiten von über 90 km/h am exponierten Rohrspitz, in Bregenz waren es über 60 Stundenkilometer, in Dornbirn, Feldkirch und Bludenz über 50. Kurz vor Mitternacht beruhigte sich das Wettergeschehen, ehe sich gegen 6.00 Uhr das nächste Gewitter über dem Rheintal entlud. Erneut wurden Windspitzen von bis zu 50 km/h verzeichnet. Bis kurz nach 7.00 Uhr verzeichnete die RFL 53 Feuerwehreinsätze.

In Niederösterreich waren im Westen Ausläufer der Unwetter zu spüren. In Neuhofen a.d. Ybbs (Bezirk Amstetten) wurde ein Motorradfahrer aufgrund eines umgestürzten Baumes verletzt. Der 18-Jährige wurde ins Landesklinikum Amstetten transportiert. In Haag wurden auch Fahrzeuge beschädigt.

Für Tirol und Vorarlberg ist die Sturmwarnung weiterhin aufrecht. Die Unwetter breiten sich gegen Nachmittag hin immer mehr Richtung Osten aus. Damit werde auch die Intensität der Gewitter zunehmen, heißt es von der Geosphere Austria. Im Südosten Österreichs kann es hingegen noch bis zum Abend trocken bleiben. (APA/Red.)

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