Wissenschaft

Hoch oben wird es kühler

Von der hohen Atmosphäre ist so wenig bekannt, dass man sie auch „Ignorosphäre“ nennt.
Von der hohen Atmosphäre ist so wenig bekannt, dass man sie auch „Ignorosphäre“ nennt. Esa / Eyevine / picturedesk.com
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Das Treibhausgas CO2 wirkt in den höheren Schichten der Atmosphäre ganz anders als unten bei uns, es bringt Kälte. Die Folgen sind unklar.

Am Himmel spielen sich derzeit zwei paradoxe Geschehen ab, die prima vista nichts miteinander zu tun haben: Während das Ozonloch über der Antarktis sich langsam schließt, hat sich 2020 über der Arktis eines aufgetan; und während die Temperaturen bei uns unten steigen, wird es hoch über unseren Köpfen kühler. Aber beides hängt zusammen, und hinter beidem stehen keine Launen des Himmels, sondern wir, die wir ihn mit unseren CO2 -Emissionen füllen.

Dass deren steigende Konzentrationen dem unteren Teil der Atmosphäre – der Troposphäre, sie reicht in den Tropen acht, an den Polen 18 Kilometer hinauf – Erwärmung bringen werden, prognostizierte eines der ersten und einfachsten Klimamodelle schon 1967 ebenso, wie dass in den höheren Schichten der Atmosphäre – der Stratosphäre (bis 50 km) und der Mesosphäre (80) – der gegenteilige Effekt eintreten wird (Journal of Atmospheric Science 24, S. 241). Aber von diesen höheren Schichten wusste man damals so wenig, dass man sie zusammenfassend auch als „Ignorosphäre“ bezeichnete, das trifft es weithin heute noch, was die Folgen der dortigen thermischen Veränderungen anbelangt.

Die hohe Atmosphäre dünnt sich aus

Die selbst werden immerhin immer präziser dokumentiert: Die steigenden CO2-Gehalte wirken hoch oben ganz anders als tief unten: Unten wärmen sie, weil sie die von der Erde reflektierte Sonnenenergie nicht aus der Atmosphäre hinaus lassen, sondern absorbieren und an andere Moleküle abstrahlen. Oben absorbiert und emittiert das CO2 natürlich auch, aber die abgestrahlte Energie geht in der dünnen Luft mangels genügend anderer Moleküle ins All, daher der kühlende Effekt. Der betrug von 2002 bis 2019 1,7 Grad, Martin Mlynczak (Nasa) hat es aus Satellitendaten gelesen und prognostiziert für eine Verdoppelung der CO2-Gehalte, wie sie gegen das Jahrhundertende erwartet wird, 7,5 Grad, das ist drei Mal soviel wie die Erwärmung unten (Journal of Geophysical Research: Atmospheres 127). Zwar spieltn bei der Abkühlung auch Variablen der Natur mit, die der Sonnenaktivität vor allem, inzwischen dominiert aber der menschgemachte Anteil stark, das hat Benjamin Santer (UC La Jolla) eben gezeigt (Pnas 120, e2300758120).

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