Vorwürfe gegen Till Lindemann

„Rechtlich gibt es keinen Hebel“ für Rammstein-Verbot in Berlin

Rammstein-Sänger Till Lindemann auf der Bühne
Rammstein-Sänger Till Lindemann auf der BühneIMAGO/Gonzales Photo/Sebastian Dammark
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Gegen die geplanten Rammstein-Konzerte am Samstag, Sonntag und Dienstag in Berlin gibt es Widerstand. Der Kultursenator hat Verständnis für die Forderung, die Auftritte abzusagen.

Mit Blick auf Proteste gegen drei in der deutschen Hauptstadt anstehende Rammstein-Konzerte hat der Berliner Kultursenator Joe Chialo Forderungen nach einem Verbot der Auftritte erneut zurückgewiesen. „Die Forderung ist emotional verständlich, rechtlich gibt es keinen Hebel“, sagte der CDU-Politiker kurz vor den Shows.

Die Band spielt im Rahmen ihrer Europa-Tour am Samstag, Sonntag und Dienstag (15./16./18.7.) im jeweils mit mehr als 60.000 Tickets ausverkauften Olympiastadion. Gegen die Auftritte sind - ebenso wie gegen die Gastspiele im Wiener Ernst-Happel-Stadion am 26. und 27. Juli - Proteste angekündigt.

Mehrere Frauen hatten - teilweise anonym - Vorwürfe gegen Rammstein-Sänger Till Lindemann erhoben. Sie schilderten Situationen, die sie als beängstigend empfunden haben. Junge Frauen seien während Konzerten ausgewählt und gefragt worden, ob sie zur Aftershow-Party kommen wollten. Dabei soll es auch zu sexuellen Handlungen gekommen sein.

Lindemann hatte Vorwürfe gegen sich zurückgewiesen. Seine Interessen lässt er anwaltlich vertreten. „In den sozialen Netzwerken, insbesondere auf Instagram, Twitter und bei YouTube, wurden von diversen Frauen schwerwiegende Vorwürfe zulasten unseres Mandanten erhoben“, hatte es in einer Mitteilung geheißen. „So wurde wiederholt behauptet, Frauen seien bei Konzerten von Rammstein mithilfe von K.-o.-Tropfen beziehungsweise Alkohol betäubt worden, um unserem Mandanten zu ermöglichen, sexuelle Handlungen an ihnen vornehmen zu können. Diese Vorwürfe sind ausnahmslos unwahr.“

Nach Berichten über die Vorwürfe hat die Staatsanwaltschaft Berlin ein Ermittlungsverfahren gegen Lindemann eingeleitet. Erhält die Staatsanwaltschaft Kenntnis vom Verdacht einer Straftat, muss sie ermitteln. Medienberichte können dafür der Auslöser sein. Bis zum Abschluss der Ermittlungen gilt die Unschuldsvermutung.

„Ich stehe immer auf der Seite der Opfer“

Chialo hatte gesagt: „Ich stehe immer auf der Seite der Opfer, ganz klar, und nehme die Vorwürfe dieser Frauen sehr ernst.“ Auf der anderen Seite gelte die Unschuldsvermutung. „Ich habe das Gefühl, dass gerade die Geschwindigkeit der Ereignisse alles zu einer besonderen Herausforderung macht.“ Chialo warnte auch vor übereilten Forderungen. „Ich bin sehr vorsichtig, aus diesem Spin immer gleich Handlungsanleitungen abzuleiten.“

Die Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus wollen vom Parlament konkrete Maßnahmen für mehr Schutz vor sexistischer und sexualisierter Gewalt auch bei Großveranstaltungen. Parlamentsvize Bahar Haghanipour sieht strukturellen Machtmissbrauch auch in der Veranstaltungsbranche. (APA/dpa)

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