70 Mrd. Dollar

Trotz Microsofts Sieg vor Gericht: FTC beißt sich an Activision-Deal fest

Die Zeit drängt: Bis 18. Juli gilt die offizielle Übernahmefrist.
Die Zeit drängt: Bis 18. Juli gilt die offizielle Übernahmefrist. Richard B. Levine
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Um den Deal abzuschließen, ist Microsoft bereit, einige Zugeständnisse einzugehen. Doch für die US-Kartellbehörde reicht das nicht.

Es geht um 70 Milliarden Dollar und um Microsofts Position am Spielemarkt in den kommenden Jahren. Doch selbst nach Monaten der Überzeugungsarbeit und fünf anstrengenden Tagen vor Gericht, ist die FTC, die US-Handelskammer, nicht zufrieden. Die Zugeständnisse, zu denen Microsoft bereit war, reichen nicht aus. Die FTC hat am Mittwoch nach Bekanntwerden des Urteils Einspruch eingelegt. Microsoft hat aber nicht vor, aufzugeben.

„Wir sind enttäuscht, dass die FTC weiterhin einen nachweislich schwachen Fall verfolgt“, sagte der Anwalt und Microsoft-Vize Brad Smith. Die FTC wollte zunächst keine weiteren Angaben machen.

Rechtsexperten bezweifelten, dass die Behörde mit ihrem Einspruch durchkommen wird. Die Berufungsinstanz werde vor allem prüfen, ob es Fakten für die Behauptung der FTC gebe, dass Microsoft der Konkurrenz Lizenzen für Activision-Spiele wie „Call of Duty“ verweigern wird, sagte Kartellrechtsexperte Daniel Crane von der University of Michigan Law School. „Die FTC könnte in der Berufung Schwierigkeiten haben, diesen Umstand nachzuweisen. Damit wäre der Fall in der von ihr dargelegten Form hinfällig.“

Sollte die Behörde mit ihrem Berufungsantrag unterliegen, steht sie vor der Wahl, die Klage im Hauptverfahren gegen den Microsoft/Activision-Deal zurückzuziehen. Diese soll im August verhandelt werden. Im Februar hatte sie sich beim Streit um die Übernahme der Softwarefirma Within durch die Facebook-Mutter Meta zu einem solchen Schritt entschlossen.

Microsofts Zugeständnisse für einen Deal

Am Dienstag hatte eine US-Richterin einen Antrag der FTC auf Einstweilige Verfügung abgelehnt, die den Unternehmen bis zu einer Entscheidung im Hauptverfahren die Arbeit an dem Zusammenschluss untersagen sollte. Die Behörde habe nicht hinreichend dargelegt, dass Microsoft nach einer Übernahme von Activision dessen Spiele-Klassiker „Call of Duty“ nicht mehr für die PlayStation von Sony freigeben oder der Wettbewerb durch den Deal substanziell beeinträchtigt werde.

„Die Übernahme von Activision durch Microsoft wurde als die größte in der Tech-Geschichte beschrieben. Es verdient eine Überprüfung. Diese Prüfung hat sich ausgezahlt“, schreibt Richterin Jacqueline Corley in ihrer Begründung. Nicht nur habe sich Microsoft dazu verpflichtet, Call of Duty auf der Playstation zehn Jahre lang auf Augenhöhe mit der Xbox zu halten. Zudem gebe es nun eine Vereinbarung mit Nintendo. Das erfolgreiche Activision-Spiel wird es auch auf die Switch schaffen. „Und es schloss mehrere Vereinbarungen ab, um zum ersten Mal die Inhalte von Activision in mehrere Cloud-Gaming-Dienste zu bringen“, führt die Richterin weiter aus und schließt mit folgender Einschätzung ab: „Aus den erläuterten Gründen stellt das Gericht fest, dass die FTC keine Wahrscheinlichkeit gezeigt hat, dass sie sich bei ihrer Behauptung durchsetzen wird, dass diese besondere vertikale Fusion in dieser spezifischen Branche den Wettbewerb erheblich verringern könnte.“

Britische Kartellbehörde will Urteil überdenken

Als Reaktion auf dieses Urteil hatte die britische Kartellaufsicht CMA angekündigt, ihr Verbot der Übernahme zu überdenken. Bei einer Einigung mit den Unternehmen auf zusätzliche Zugeständnisse müsse allerdings noch einmal eine formelle Prüfung aufgenommen werden.

Die beiden Unternehmen drängen zur Eile. Die offizielle Übernahmefrist läuft am 18. Juli aus. Allerdings steht es den Unternehmen frei, sich auf eine Verlängerung zu einigen.

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