Ein neuer Sammelband blickt hinter das klischeehafte Verhältnis von Frauen und Fototechnik und stellt vergessene Pionierinnen in dem Feld vor. Als Draufgabe wartet eine künstlerisch-humorvolle Auseinandersetzung.
Es ist eine Heldenerzählung, die männliche Pioniere und ihre Leistungen abspult. Weibliche Errungenschaften haben in den Handbüchern zur Fotogeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts keinen Platz. Sie bleiben ausgeklammert. Doch um der Hypothese zu widersprechen, Fototechnik sei eine reine Männerdomäne, müsse man nur die vielen Frauen berücksichtigen, die schon früh in der Branche gearbeitet haben, sagt die Kunsthistorikerin und Kuratorin Ruth Horak. „Allerdings nicht in der ersten Reihe, sondern, wie lange üblich, im Schatten ihrer Männer bzw. hinter deren Namen.“
Wie ändert sich nun also die Geschichte der Fototechnik, wenn man sie aus einer weiblichen Perspektive schreibt? Das zeigen die Autorinnen der Publikation „Fototechnika“, die der männlich konnotierten Fototechnik ein weibliches Pendant zur Seite stellen.
Frauen als anonyme Modelle
Erst mit der Verbreitung unkompliziert zu bedienender Kameras begann Kodak, sich um 1900 ausdrücklich an potenzielle Kundinnen zu richten. Die unterschwellige Botschaft: Frauen sind Sinnbild für einfache Fototechnik. Im Vordergrund stand der Privatbereich. Die „Damen“ wurden in Einführungswerken zum fotografischen „Zeitvertreib“ etwa eingeladen, Blumengestecke abzulichten.