Interview

Ex-Meinl-Chef Peter Weinzierl: „Die Kronzeugen kassierten Millionen“

„Ich lasse mir das nicht gefallen“, sagt Peter Weinzierl zum Urteil über seine Auslieferung in die USA.
„Ich lasse mir das nicht gefallen“, sagt Peter Weinzierl zum Urteil über seine Auslieferung in die USA.Picturedesk
  • Drucken

Erstmals nach dem Urteil zur Auslieferung äußert sich Peter Weinzierl. Die US-Anklage wirft dem Ex-Meinl-Banker Geldwäsche vor. Ein Gespräch über CIA-Agenten, den Außenminister, zwei Kronzeugen, den Insolvenzverwalter und das doppelte Spiel der Justiz.

Als er den ehemaligen Flughafen der Royal Air Force Biggin Hill mit seinem Privatjet anflog, ahnte Peter Weinzierl noch nicht, dass er England nicht mehr verlassen wird. Eigentlich wollte der langjährige Chef der untergegangenen Meinl Bank an diesem Maitag im Jahr 2021 nur kurz zu einem Geschäftsessen fliegen. Doch nach der Landung wurde er noch im Flieger verhaftet. Der vermeintliche Geschäftspartner entpuppte sich als langjähriger CIA-Agent, der auch für das FBI arbeitete.

Erst danach veröffentlichten die US-Behörden die bis dahin geheim gehaltene Anklageschrift. Weinzierl soll dem brasilianischen Bauunternehmen Odebrecht geholfen haben, Bestechungsgelder zu zahlen, um weltweit Aufträge an Land zu ziehen. Die US-Staatsanwaltschaft behauptet, der Bankier und ein weiterer ehemaliger Meinl-Mitarbeiter hätten geholfen, 170 Mio. Dollar auf Offshore-Konten zu verschieben.

Seit mehr als zwei Jahren sitzt der 57-Jährige in London fest und kämpft gegen seine Auslieferung an die USA, wo ihm 70 Jahre Gefängnis drohen. Er bestreitet die Vorwürfe. Seine Anwälte hinterfragen die Motive der US-Strafverfolgung. Schon 2018 wurde er vom FBI zu Geschäften der Privatbank mit Russen und Ukrainern einvernommen. Wegen seines Einblicks in diese Geschäfte hätte man den damals in Moskau ansässigen Bankier nach Großbritannien gelockt, sagen die Anwälte. Auch die österreichische Finanzmarktaufsicht hatte sich dafür interessiert.

Heuer im Juni sprach sich der Richter des Westminster Magistrates’ Court in seinem Urteil für eine Auslieferung an die USA aus.

Seit zwei Jahren sitzen Sie in London fest. Wie lebt es sich mit einer Fußfessel?

Peter Weinzierl: Seit ein paar Monaten trage ich keine Fußfessel mehr. De facto macht das aber keinen großen Unterschied. Ich war früher ständig auf Achse – auch beruflich. Jetzt bin ich an ein Land gebunden und kann meinen Beruf nicht mehr ausüben.

Im Juni verkündete der Richter das Urteil zu ihrem Auslieferungsverfahren. Können Sie seine Argumentation nachvollziehen?

Jein. Einerseits stimmen gewisse Formalien, um eine Auslieferung zu gewähren. Anderseits hat man sich mit den eigentlichen Vorwürfen nicht tiefer beschäftigt. Wenn ein Sachverhalt dermaßen inkohärent ist, dann ist die Auslieferung zu verweigern. In meinem Fall passt vieles nicht zusammen. Doch den Richter interessierte das nicht.

Wie meinen Sie das?

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.