Gewitter, Sturm, Regen

Unwetter: Sturmspitzen bis 160 km/h in Tirol, Van der Bellen saß in Zug fest

Eine Unwetterfront mit teils Sturmböen, Hagel und Regen ist Dienstagnachmittag, 18. Juli 2023, über Tirol gezogen und hat unter anderem zu vereinzelten Schäden, lokalen Stromausfällen Straßen- sowie Bahnstrecken-Sperren gesorgt.
Eine Unwetterfront mit teils Sturmböen, Hagel und Regen ist Dienstagnachmittag, 18. Juli 2023, über Tirol gezogen und hat unter anderem zu vereinzelten Schäden, lokalen Stromausfällen Straßen- sowie Bahnstrecken-Sperren gesorgt.APA / Zeitungsfoto.at
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Die nächste Unwetterfront zog über Österreich. Betroffen war vor allem Tirol, aber auch Kärnten und die Steiermark. Über den Brenner fahren aktuell keine Züge. Im Ötz- und Pitztal fiel das Handynetz aus.

Eine Unwetterfront mit teils Sturmböen, Hagel und Regen ist Dienstagnachmittag über Teile Österreichs gezogen. Betroffen waren insbesondere Tirol, Kärnten und die Steiermark. Es kam zu Schäden, Stromausfällen sowie Straßen- und Bahnstrecken-Sperren. Auch der zu den Bregenzer Festspielen reisende Bundespräsident Alexander Van der Bellen offenbar in einem Railjet fest.

Nach zweistündiger Sperre bei Roppen entschieden sich die ÖBB letztlich alle Fahrgäste des Zuges zu evakuieren. Van der Bellen kam daraufhin verspätet mit dem Zug in Vorarlberg an. Er selbst schilderte seine Erlebnisse im Zuge in seiner Eröffnungsrede in Bregenz als launige Episode: Kein Strom habe für ihn vor allem kein Kaffee bedeutet. Den Einsatzkräften und dem Roppener Bürgermeister dankte der Bundespräsident für ihren Einsatz.

APA / Bundesheer / Peter Lechner

Insgesamt kam es in Tirol zu über 700 Feuerwehreinsätzen, vor allem wegen umgestürzter Bäume. Besonderer Schwerpunkt war das Oberland und dabei besonders der Bezirk Imst. Berichte über Verletzte gab es vorerst nicht. Der Sturm erreichte Spitzen bis zu 161 km/h. Vereinzelt wurden auch Dächer abgetragen, teilte der Sprecher des Tiroler Landesfeuerwehrverbandes, Anton Wegscheider, mit. Rund 170 Feuerwehren waren landesweit im Einsatz. in Silz wurde kurzzeitig eine Zivilschutzwarnung ausgegeben.

Die Nacht verlief hingegen trotz anhaltender Gewitter relativ ruhig. Am Tag werden die Einsatzkräfte aber mit Aufräumarbeiten beschäftigt sein. Insbesondere Verkehrswege müssen freigelegt werden.

Umstürzende Bäume haben dem Bahnverkehr zu schaffen gemacht: Wegen Schäden an den Oberleitungen fahren auf der Brennerstrecke zwischen Steinach und dem Brenner nach wie vor keine Züge, informieren die ÖBB. Ein Schienenersatzverkehr wurde aber bereits eingerichtet. Zwischen Innsbruck Hauptbahnhof und Landeck-Zams ist nach einer längeren Sperre wieder ein uneingeschränkter Bahnverkehr möglich. In Innsbruck wurde die Oberleitung einer Straßenbahn durch herabfallende Trümmerteilte beschädigt. Die Linien 1 und 6 fahren deshalb derzeit nicht bzw. eingeschränkt.

Handynetz ausgefallen

Zu kämpfen hatte und hat man im Bundesland auch mit flächendeckenderen Stromausfällen: Nach Informationen des landeseigenen Netzbetreiber Tinetz waren auch Mittwochfrüh noch 5700 Kunden ohne Strom. Zu Spitzenzeiten waren 18.000 Haushalte und 400 Trafostationen in 31 Gemeinden tirolweit kurzzeitig ohne Strom. Zudem fiel im hinteren Ötztal und Pitztal das Handynetz aus, wodurch keine Mobiltelefonie möglich war. Die Feuerwehrhäuser seien als Anlaufstelle für die Bevölkerung besetzt, um in Notfällen per Funk einzuspringen.

Menschen aus Gondeln gerettet

In der Zillertal Arena im gleichnamigen Tal standen wegen eines Stromausfalles die Gondeln still. Über einen Notbetrieb wurden 400 in den Gondeln befindliche Personen nach einiger Zeit sicher ins Tal gebracht. Im Bereich der Gerlossteinbahn im Gemeindegebiet von Hainzenberg war hingegen kein Leerfahren der Liftanlage möglich. 20 Personen mussten letztlich durch die Bergrettung geborgen werden.

In Telfes mussten 40 Personen aus Gondeln gerettet werden.
In Telfes mussten 40 Personen aus Gondeln gerettet werden. APA / Liebl Daniel/zeitungsfoto.at

Im Stubaital lösten die schweren Unwetter zudem einen Rettungseinsatz bei einer Seilbahn aus. 40 Personen mussten aus Gondeln gerettet werden. Eine Gondel stürzte wegen des Unwetters sogar ab, sie war jedoch zum Glück unbesetzt. Der Einsatz dauerte mehr als vier Stunden, wie die Polizei berichtete. Verletzt wurde niemand.

Hoteldach in Kärnten abgedeckt

Auch Kärnten ist erneut von Unwettern heimgesucht worden. In Velden (Bezirk Villach-Land) wurde das Dach eines Hotels abgedeckt. In Stockenboi (ebenfalls Villach-Land) wurde ein mit zwei Frauen und einem Kleinkind besetzter Pkw während der Fahrt von einem Baum getroffen. Auf die Mölltal Straße (B106) bei Obervellach (Bezirk Spittal an der Drau) stürzte ein 800 Kilogramm schwerer Felsbrocken. Heftig wüteten die Unwetter auch im Bezirk Völkermarkt. Dort kam es innerhalb von zwei Tagen zu 600 Einsätzen. Am Mittwoch in der Früh waren zudem noch 4000 Haushalte nicht mit Strom versorgt, hieß es von der Kärnten-Netz. Meldungen von Verletzten gab es in ganz Kärnten zunächst keine.

Bereits am Montagabend hatten schwere Unwetter in Kärnten gewütet. Besonders betroffen war der Bezirk Völkermarkt. Die komplette Spitze eines Kirchturms wurde hier vom Sturm hinweggefegt, Menschen wurden verletzt.

Die Steiermark wurde ebenfalls von den Unwettern getroffen. Am stärksten betroffen war das Ennstal, die Weststeiermark sowie das Mürztal. Eine Person wurde in Oberhaus vereltzt. Ein Baum war hier auf ein fahrendes Auto gestürzt. Die Ennstalbundesstraße (B320) war in einigen Abschnitten wegen Aufräumarbeiten gesperrt. 2000 Haushalte hatten vorübergehend keinen Strom.

2000 Haushalte waren in der Steiermark zwischenzeitlich ohne Strom.
2000 Haushalte waren in der Steiermark zwischenzeitlich ohne Strom.APA / Freiwillige Feuerwehr Hörmsdorf

Es bleibt wechselhaft

Am Mittwoch bleibt es großteils unbeständig. Im Westen sind bereits am Vormittag wieder Gewitter und Regenschauer zu erwarten. Im Nachmittag ziehen sie in Richtung Süden weiter. Im Osten bleibt es hingegen noch länger sonnig und heiß. Am Abend steigt insbesondere im Süden die Gewittergefahr wieder an. Die Höchsttemperaturen liegen zwischen 26 und 33 Grad, vor allem im Westen wird es etwas kühler als zuletzt.

Der Donnerstag bringt ebenfalls wechselhaftes Wetter. Im Süden kann es wieder zu Gewittern und Regenschauern kommen. Im Norden und Osten des Landes sollte es trocken bleiben. Die Temperaturen steigen auf 25 bis 31 Grad, am wärmsten wird es im Osten. (schev/Ag.)

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