Aquaponik

Köstlicher Fisch und knackiges Gemüse im Eigenbau

Auf der Andersfarm gibt es bereits einen groß angelegten Aquaponik-Bereich.
Auf der Andersfarm gibt es bereits einen groß angelegten Aquaponik-Bereich.Peter Neudecker/AndersFarm
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An der Fachhochschule St. Pölten wird in einem Wasserbecken eine Fischzucht mit der Pflanzenherstellung verbunden. Der Prototyp ist mit Sensoren ausgestattet, die Wasserqualität, Wassertemperatur und pH-Wert kontrollieren. Zielgruppe sind Menschen in der Landwirtschaft.

Die Ausscheidungen von Fischen fördern das Wachstum von Pflanzen, die wiederum für die natürliche Reinigung des Wassers sorgen. Eine perfekte Kreislaufwirtschaft, wie Thomas Felberbauer, Studiengangsleiter für Smart Engineering an der FH St. Pölten, betont. Ausgangspunkt für sein aktuelles Forschungsprojekt ist ein aquaponisches System. Aquaponik verbindet Aquakultur, also die Aufzucht von Wassertieren wie Fischen oder Krebsen in Becken, mit Hydroponik, der Kultivierung von Nutzpflanzen wie Gemüse oder Kräutern im Wasser.

Die Initiative ging von der Ausschreibung der Forschungsförderungsgesellschaft FFG zum Thema Kreislaufwirtschaft aus. „Unser Projekt zielt auf die Verbesserung der nachhaltigen Lebensmittelproduktion ab“, sagt Felberbauer. Konkret wird an der Entwicklung eines speziellen Aquaponik-Prototypen gearbeitet. Nach dem Zuschlag im April startete die Fachhochschule mit zwei Partnern: dem Austrian Institute of Technology (AIT), das vor allem für den Standard und die Normung der Lebensmittelproduktion zuständig ist, und den Research Studios Austria, die mit ihren Spezialisten an der Datenvernetzung beteiligt sind. Ebenfalls mit dabei ist das Aquaponikzentrum Andersfarm in Klausen-Leopoldsdorf (Bezirk Baden), wo bereits ein groß angelegter Aquaponik-Bereich besteht.

Afrikanische Welse und Melanzani

Als Prototyp wird an der FH nun ein Wasserbecken mit einem Fassungsvermögen von 1000 Litern errichtet. Es ist das neue Zuhause für Afrikanische Welse (Clarias gariepinus), die sich – so eine ihre besonderen Eigenschaften – kaum bewegen und gut zubereitet über einen köstlich milden Geschmack verfügen. Der Erstbesatz ist ausgesetzt, im Oktober werden die Fische die für die Entnahme erforderliche Größe erreicht haben. Zum parallelen Pflanzenanbau eignen sich alle Gemüsesorten, so etwa Salate, Paradeiser oder Melanzani. Der Energiekonsum wird mit Anlagenkomponenten energieeffizienter gestaltet, smarte Geräte messen und steuern das System. Die Ressourcenkreisläufe werden durch neue Verwertungsmöglichkeiten – z. B. Fischabfall und Sedimentablagerungen – weiter geschlossen.

Das Becken ist mit mehreren Sensoren ausgestattet, die unter anderem die Wasserqualität, die Wassertemperatur und den pH-Wert kontrollieren. Sie schlagen Alarm, wenn das Beckenwasser kippt oder Stoffe der Fische in einem unerwünschten Ausmaß überhandnehmen. Installiert werden kann das Becken im Freien oder im Glashaus. Letzteres verlängert die Nutzungszeit um einige Monate, ein beheiztes Glashaus lehnt Felberbauer jedoch ab. Denn da würde der Energiebedarf das Nachhaltigkeitsgebot konterkarieren. Das neue System soll von mehreren Aquaponikproduzenten evaluiert werden.

Zudem werden in dem auf zwei Jahre angelegten Projekt entwickelte Konzepte oder Teile davon für andere Lebensmittelhersteller zugänglich und übertragbar gemacht. Künftige Nutzer sollten Landwirtinnen und Landwirte mit mittelgroßen Betrieben im lokalen Bereich sein, die dann – so sich ein zufriedenstellendes Ergebnis abzeichnet – ihre Wasserbecken vergrößern. Geplant ist auch ein Konzept für ein digitales System zur Nachverfolgung von Nahrungsmitteln, das die Nachhaltigkeit misst und Kaufentscheidungen positiv beeinflusst.

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