Tour de France

Die Impulse, die ein Tourstar setzen kann

Ab durch die Mitte: Felix Gall überraschte und überzeugte bei der 110. Tour de France.
Ab durch die Mitte: Felix Gall überraschte und überzeugte bei der 110. Tour de France. APA / AFP / Marco Bertorello
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Die Tour de France rollt heute in Paris ins Ziel. Jonas Vingegaard wird gewinnen, Felix Gall strahlt mit einem Etappensieg – wie kann aber Österreichs Radsport davon profitieren? ÖRV-Generalsekretär Rudolf Massak verwundert Galls Aufstieg jedenfalls nicht.

Der Tour-Etappentriumph von Felix Gall kann Österreichs Radsport zwei Jahre nach jenem von Patrick Konrad und kurz darauf von Anna Kiesenhofer bei Olympia zusätzlichen Schwung verleihen. Der Österreichische Verband (ÖRV) freut sich über das Bravourstück des Osttirolers, hofft auf nachhaltige Impulse und den einen oder anderen Nachfolger des in neue Sphären vorgestoßenen AG2R-Profis. „Der Tagessieg ist natürlich grandios, wir sind riesig stolz. Da sieht man, dass sich unser Radsport in die richtige Richtung entwickelt und angekommen ist, dass wir uns keinesfalls verstecken müssen vor dem großen internationalen Radsport“, sagte ÖRV-Sportdirektor Mario Prohaska.

Der zuvor im Trainerteam für das Bora-Team mit Konrad tätige Sportwissenschaftler verwies auf das komplexe Gesamtpaket, das Gall und Co. stemmen müssen. „Es ist ja nicht nur die Wattleistung auf dem Rad alleine, es kommt in den drei Wochen der mentale Aspekt dazu. Die gute Form ist ein Sache, man muss es taktisch klug angehen, und auch das bisschen Glück haben.“

Unter einem Hut

Zudem würden die richtige Ernährung, exakt verteilte Aufgaben im Team, das optimierte Material und nicht zuletzt Regenerationsmaßnahmen wichtige Rollen spielen. All das scheint Gall bei seinem Debüt perfekt unter einen Hut zu bringen. Aus Prohaskas Sicht sind die gezeigten Leistungen der Tour-Profis außergewöhnlich, aber nachvollziehbar und durchaus transparent. Dass Gall seit einigen Monaten mit den Topstars mithält, ist für den langjährigen ÖRV-Generalsekretär Rudolf Massak auch nicht überraschend. „Er war 2015 Juniorenweltmeister, seine Qualitäten hat er schon damals aufzeigen können. Er war in der U23, in seiner Altersgruppe, der einzige Österreicher, der auf dem ersten Level mithalten konnte und sicher der talentierteste, er ist schon damals mit Pogacar und Konsorten mitgefahren.“ Nach einer zwischenzeitlichen Stagnation sei er heuer auf einem neuen Höchstlevel angelangt.

„In der Liga werden keine Geschenke verteilt, Hut ab. Er hat mit der Königsetappe noch eines drauf gesetzt. Wenn man so durchstartet, ist das schon unglaublich. Ich habe schon nicht mehr geglaubt, dass aus seiner Karriere was wird, weil er gesundheitlich so fragil war“, sprach Massak die zwei durchwachsenen Jahre von Gall im Team Sunweb/DSM an. Damals hätten ihn wiederkehrende Infekte und das nicht passende Teamgefüge gebremst. In seinem aktuellen Rennstall AG2R sei Gall hingegen bestens aufgehoben. „Damit ist seine Karriere wieder neu durchgestartet. Sie haben ihn langsam herangeführt, auf ihn gesetzt und ihm immer mehr Aufgaben übergeben.“

Die Talente besser begleiten

Galls bisheriger Karriereverlauf stehe quasi für den idealtypischen Weg auf dem der ÖRV möglichst viele Talente begleiten will. „Man kann als Verband schon aufzeigen, welche Ausbildungswege er gegangen ist - von den Junioren, zur Unterbringung in einem U23-Programm bis in ein Profiteam. Das sind die Wege, die wir mit allen anderen Athleten wie derzeit Alexander Hajek oder Marco Schrettl auch anstreben.“

Die Trauben in der Weltspitze hängen jedenfalls weiterhin extrem hoch, für alle. „Wir haben natürlich nicht diese große Dichte, aber es gibt so viele Radfahrerinnen und Radfahrer wie noch nie in Österreich. Die (in allen österreichischen Sportarten) knifflige Frage ist nur die, wie man sie in den Spitzensport bringt.“ Hochkarätige Siege wie jene von Gall oder 2021 von Konrad und Kiesenhofer sorgen jedenfalls für plötzlich erhöhte Aufmerksamkeit. „Um damit aber auch einen Boom auszulösen, bedarf es mehr als dieser punktuellen Erfolge. Ich kann mir aber schon vorstellen, dass der Sieg von Gall einen Impuls geben kann.“ Davon könne beispielsweise die Österreich-Rundfahrt profitieren.

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