Kunstmarkt

Neue Messe am Bodensee: Sind regionale Kunstmessen die Zukunft?

Die Spark Art Fair in Wien lässt der gebürtige Niederländer Renger van den Heuvel hinter sich und setzt ab 2024 mit einer neuen Messe auf die Vierländerregion Bodensee.
Die Spark Art Fair in Wien lässt der gebürtige Niederländer Renger van den Heuvel hinter sich und setzt ab 2024 mit einer neuen Messe auf die Vierländerregion Bodensee. Clemens Fabry
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Nach der Spark Art Fair gründet Renger van den Heuvel nun mit der Stage Bregenz eine neue Messe für zeitgenössische Kunst. Er will dabei auf Regionalität setzen – ohne »das Wiener Netzwerk nach Vorarlberg zu verlegen«.

Kunstmessen sind sein Ding. Das wird einem schnell klar, wenn man mit Renger van den Heuvel spricht. Er verfügt über viel Erfahrung, einen guten Ruf und internationale Kontakte. Als langjähriger Geschäftsführer der Viennacontemporary und Gründer der Messe Spark Art Fair in der Wiener Marx-Halle zieht er jetzt die Fäden am Bodensee: Mit der Stage Bregenz, einer Messe für zeitgenössische Kunst, Design und Architektur, die von 22. bis 25. Februar 2024 im Festspielhaus Bregenz ihre Premiere feiern wird, will der Messemacher ein international relevantes Messeformat im Bodenseeraum schaffen. Die finanzielle Unterstützung von Stadt, Land und Bund hat er sich für die nächsten Jahre jedenfalls gesichert.

Nach der Viennacontemporary und der Spark in Wien ist Bregenz für eine internationale Kunstmesse ein überraschender Standort. Welches Potenzial bietet Bregenz für eine Messe für zeitgenössische Kunst, die internationale Bedeutung haben soll?

Renger van den Heuvel: Bregenz hat als Kulturstandort mit der Kunst Bregenz und den Bregenzer Festspielen einen guten Ruf. Man muss nicht erklären, wo Bregenz liegt. Und die Bodenseeregion mit der Schweiz, Deutschland, Liechtenstein und Italien ist ein interessantes Einzugsgebiet. Die Idee dieser Messe ist, dass sie nicht auf Österreich oder Vorarlberg beschränkt, sondern von Beginn an international aufgestellt ist. Mit international meine ich nicht global, sondern eine Messe mit internationaler Relevanz, die die gesamte Region inkludiert. Deshalb habe ich auch, abgesehen von meinen Verhandlungen mit der Politik, mit den Institutionen der gesamten Region gesprochen und geprüft, ob sie diese Idee unterstützen. Bregenz ist keine große Stadt, daher muss ich die gesamte Region mobilisieren. Es ist eine wirtschaftlich potente Region mit vielen Unternehmen, Familienbetrieben und Sammlern.

Apropos Wirtschaft: Wie ist die Messe finanziell aufgestellt?

Ich bin seit Ende November mit der Landeshauptstadt Bregenz in Kontakt, weil sie dort die Idee hatten, eine neue Kunst- und Designmesse zu machen, und diesbezüglich auf mich zugekommen sind. Ich habe ein Konzept präsentiert, das gut angekommen ist. Daraufhin hat sich der Kreis erweitert. Die Initiative kam von der Stadt Bregenz, dann kam das Land Vorarlberg dazu, und seit letzter Woche weiß ich, dass auch das Bundesministerium für Kunst, Kultur, öffentlichen Dienst und Sport die Messe fördern wird. Ich habe gesagt, es gibt das Potenzial, hier eine Messe zu machen, aber es wird drei bis fünf Jahre Aufbauzeit benötigen, für die wir eine finanzielle Unterstützung benötigen. Diese Zusage habe ich bekommen. Das ist der große Unterschied zu Wien. Hier gibt es eine Stadt, die sagt, wir wollen eine gute Messe haben und sind auch bereit, das entsprechend zu unterstützen. Von Stadt, Land und Bund bekommen wir für die Stage verglichen mit der Spark das Dreifache an Förderungen. Wir sind natürlich auch in Verhandlungen mit Sponsoren. Mit Einnahmen von Galerien, Sponsoren und Eintrittstickets wollen wir schon im ersten Jahr den Break-even erreichen.

In der Ankündigung steht, dass es eine Messe für zeitgenössische Kunst, Design und Architektur wird. Können Sie das inhaltliche Konzept etwas detaillierter erklären?

Inhaltlich wird sich die Messe größtenteils auf zeitgenössische Kunst konzentrieren, ergänzt von Design. Die Architektur wird nur im Rahmenprogramm mitgenommen. Das ergibt sich schon durch das Festspielhaus, wo Architektur eine gewisse Rolle spielt. Wir kooperieren mit dem Vorarlberger Architektur-Institut und werden Architekten und Designexperten einladen, ein Rahmenprogramm zu entwickeln. Auf der Messe wird aber zu 70 Prozent zeitgenössische Kunst sein. Geplant sind rund 55 Aussteller, davon vergeben wir 45 an Galerien, die die untere Ebene bespielen werden. Im Obergeschoß werden wir Collectible Design präsentieren. Wichtig ist mir vor allem, dass es nicht nur österreichische Galerien sind, sondern die gesamte Region vertreten ist. Von der Zusammensetzung strebe ich zehn bis 15 österreichische Galerien an, und den Rest aus dem umliegenden Ausland.

Wie ist das Interesse seitens der Galerien?

Das Interesse ist definitiv da. Mein Ansatz zu früher hat sich geändert. Früher wollte ich, dass alle wichtigen Wiener Galerien dabei sind. In Bregenz habe ich gar nicht den Platz dafür. Daher überlasse ich das zuerst den Kuratorinnen und schaue, welche Positionen sie für welche Sektion haben wollen. Ich denke aber, dass die Verteilung so sein wird: zwei Drittel aufstrebende, ein Drittel etablierte Galerien. Die Kuratorinnen spielen auch eine wichtige Rolle dabei, die Messe von Beginn an international zu positionieren. Elise Lammer ist eine Schweiz-österreichische Kuratorin, Fiammetta Griccioli ist Italienerin, und Matylda Krzykowski ist deutsch-polnischer Abstammung und bildet die Schnittstelle zu Design, Kunst, Architektur und Performance. Sie bringen ein ganz anderes Netzwerk mit. Es hat wenig Sinn, das Wiener Netzwerk nach Vorarlberg zu verlegen.

Aufstrebende Galerien sind meist finanziell beschränkt.

Deshalb wollen wir für die Galerien auch die Kosten attraktiv halten. Der Quadratmeterpreis beträgt 195 Euro. Für die jungen Positionen arbeite ich gerade an einer Förderung. Das Messeprogramm wird nur attraktiv sein, wenn die Galerien bereit sind, ein gewisses Risiko einzugehen. Wenn sie auf einer Messe 10.000 Euro Standkosten zahlen müssen, dann weiß ich, dass sie vor allem Positionen mitbringen, von denen sie wissen, dass sie sich gut verkaufen.

Es gibt in Österreich eine hohe Messedichte. Was bietet die Stage, um sich von den vielen anderen Messen abzuheben?

Wir wollen die Messe der Zukunft bauen, die regional aufgestellt und nachhaltig ist und eine Rolle in der Kunstproduktion spielt. Das sind die wichtigsten Komponenten. Es braucht regionale Messen mit hoher Qualität, die eine Alternative zu den Big Playern wie Art Basel oder Frieze sind. Es gibt schon solche Initiativen, beispielsweise die Art Rotterdam oder die Chart Art Fair in Kopenhagen. Man muss sich auch die Frage stellen, wie lang man noch zu Messen wie der Art Basel quer über den Globus fliegen kann.

Nachhaltigkeit ist Ihnen ein Anliegen. Gerade im Kunstbetrieb ist das kein leichtes Unterfangen. Wie soll das funktionieren?

Man kann Nachhaltigkeit thematisieren oder umsetzen. Wir sind schon vor Monaten der Gallery Climate Coalition beigetreten, weil wir die Messe von Beginn an richtig aufstellen wollen. Dazu haben wir uns auch vertraglich verpflichtet. Die Messe wird vom Festspielhaus als Green Meeting zertifiziert. Das Festspielhaus nutzt Ökostrom, ist Ökoprofit-zertifiziert und war zusammen mit dem Congress Centrum Alpbach eines von zwei Pilotprojekten für die Green-Meeting-Zertifizierung in Österreich. Wir werden den Footprint kalkulieren und unsere Kunden auf die Toolbox der Gallery Climate Coalition aufmerksam machen. Ziel ist es, so radikal wie möglich zu sein.

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