Verhaltensforschung

Das Taubenkino in Erdberg

Die Forscherinnen Cliodhna Quigley (l.) und Denise Piringer erkennen ihre Lachttauben an den Ringnummern. Die Volieren stehen am Dach des Biologiezentrums.
Die Forscherinnen Cliodhna Quigley (l.) und Denise Piringer erkennen ihre Lachttauben an den Ringnummern. Die Volieren stehen am Dach des Biologiezentrums.Clemens Fabry
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In der Tierhaltung der Uni-Wien-Biologie bekommen Tauben Filmvorführungen. Die Reaktionen der Weibchen zeigen, wie Bild und Ton des Balzens von Männchen auf sie wirken.

„Gruu-gru“ hört man auf dem Dach des Biologiezentrums der Uni Wien in St. Marx. Die Volieren der Lachtauben befinden sich direkt neben den Käfigen der südamerikanischen Weißbüscheläffchen an frischer Luft unter schattigen Vordächern im fünften Stock. Der Blick über Wien fasziniert ebenso wie der Blick in die Käfige bzw. Volieren. So heißen große Vogelgehege, die das freie Fliegen ermöglichen. In einer sitzen sechs Taubenmännchen auf einem Ast, in der Nebenvoliere sind zwölf Taubenweibchen zusammen. Sie bleiben sogar für die Fotos mit den Forscherinnen brav sitzen. „Oh, eine hat ein Ei gelegt“, sagt die Verhaltensforscherin Cliodhna Quigley beim Betreten der Schleuse, die vom Gang der Tierhaltungsabteilung zu den Volieren führt.

Auf der Verbindungstüre steht fett auf Deutsch und Englisch: „Betreten strengstens verboten – Free flying birds“. Die Schleuse macht möglich, dass man das Gehege betreten kann, ohne die Gefahr, einen Vogel bis auf den Gang entkommen zu lassen. Das Ei auf dem Sandboden der Voliere wird nicht bebrütet. Es ist sicher unbefruchtet, weil hier Weibchen und Männchen getrennt gehalten werden.

Die Zucht erfolgt auf dem Wilhelminenberg

Die Zuchtgehege für Nachschub in der Taubenforschung befinden sich auf dem Wilhelminenberg im Konrad-Lorenz-Institut für Vergleichende Verhaltensforschung (KLIVV), das zur Vet-Med-Uni Wien gehört. Der Gruppenleiter Leonida Fusani forscht sowohl an der Uni Wien als auch an der Vet-Med. Seine Mitarbeiterin Cliodhna Quigley führt die Besuchenden durch die Tierhaltung, vorbei an Laboren, in denen auch Fische, Spinnen und Fliegen leben. Um das Wohl der Tiere kümmern sich angestellte Tierpflegerinnen. „Nur in den zwei bis drei Wochen, in denen unsere Experimentserien laufen, sind wir selbst für das Füttern und Reinigen zuständig. Da kommen wir auch am Wochenende herein“, sagt Quigley.

„Für die Verhaltensexperimente verwenden wir nur Weibchen, die keine Reproduktionserfahrung und bestimmt noch keine Jungen aufgezogen haben“, erklärt Quigley. Mit die Masterstudentin Denise Piringer erforscht sie derzeit, wie ausgewachsene (mindestens ein Jahr alte) Lachtauben, die quasi jungfräulich sind, auf den Balz eines Männchens reagieren.

Kein Speeddating mehr

Dazu kommen die Tiere aber nicht im Speeddating zusammen, wie es in früheren Experimenten von Quigley mit Clementine Mitoyen gut geklappt hat, sondern die Taubenweibchen werden in ein hier entwickeltes „Kino“ gesetzt.

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