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Geheimtipp „Rough Diamonds“: Der Gangster aus der jüdisch-ultraorthodoxen Familie

Noah Wolfson (Kevin Janssens) kehrt nach 15 Jahren in London zurück nach Antwerpen.
Noah Wolfson (Kevin Janssens) kehrt nach 15 Jahren in London zurück nach Antwerpen. Netflix/Nyk Dekeyser
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Die belgische Netflix-Serie über verbotene Geschäfte und einen verlorenen Sohn erlaubt Einblicke in eine Welt, die man sonst nicht oft zu sehen bekommt: Den Diamantenhandel von Antwerpen und die Familien, die diesen prägen.

Sie haben ihn nicht einmal angerufen. Weder sein Bruder Eli (Robbie Cleiren), noch seine Schwester Adina (Ini Massez) haben Noah Wolfson (Kevin Janssens) gesagt, dass sein Bruder Yanki gestorben ist. Von den Eltern ganz zu schweigen. Noah ist vor 15 Jahren aus der jüdisch-ultraorthodoxen Welt geflüchtet, in der er aufgewachsen ist. Seine Verlobte hat er in Antwerpen zurückgelassen. Er hat sich in London ein neues Leben aufgebaut, ist Vater geworden. Von einem alten Freund aus Antwerpener Tagen erfährt er von Yankis Tod, und so taucht er mit seinem Sohn in der ersten Folge der Netflix-Serie „Rough Diamonds“ uneingeladen beim Begräbnis auf.

Adina und Eli reden dann doch mit ihm. Sie müssen, denn sie brauchen seine Hilfe. Yanki hat hohe Schulden hinterlassen, die das Familienunternehmen gefährden. Seit Generationen handeln die Wolfsons mit Diamanten in Antwerpen. Um „Wolfson Diamonds“ zu retten, setzt Noah seine in London gelernten neuen Fähigkeiten ein: Er droht und schlägt zu, nutzt seine guten Kontakte zur Unterwelt, die wiederum von seinen Wurzeln im Diamantenhandel profitieren. Der neue Gangster in Antwerpen weckt auch das Interesse der arg verbissenen Staatsanwältin Jo (Els Dottermans).

Mit „Rough Diamonds“ hat Netflix nach „Unorthodox“ und „Shtisel“ erneut eine Serie in der ultraorthodoxen jüdischen Community angesiedelt. Die Serie, die im Mai veröffentlicht wurde, fasziniert ebenfalls mit ihrem Einblick in diese von strengen Regeln und engem Familienzusammenhalt geprägte Welt.

Jetzt dominieren die Inder das Geschäft

Tatsächlich dominierten ultraorthodoxe Juden den Diamantenhandel lange, man sprach Jiddisch und an Shabbes war die Diamantenbörse geschlossen. Inzwischen haben indische Unternehmen einen großen Anteil an dem Geschäft erobert, schreibt die „Jüdische Allgemeine“. Die Globalisierung und die Debatte um „Blutdiamanten“ haben dem Geschäft zudem zugesetzt.

Die Geborgenheit in der Familie kann sich auch erdrückend anfühlen
Die Geborgenheit in der Familie kann sich auch erdrückend anfühlenNetflix/Nyk Dekeyser

„Rough Diamonds“ erzählt von dieser Welt, mehr aber doch über Familie. „Mischpoke is a schtark sach“, sagt Adina einmal. Noah ist hin und hergerissen zwischen zwei Polen: der Freiheit außerhalb der Gemeinschaft, die einsam macht; und der Geborgenheit in der Familie, die sich erdrückend anfühlen kann. Er schiebt seine Rückfahrt nach London immer weiter hinaus und taucht immer tiefer ein in seine alte Welt. Soll er bleiben oder gehen?

Federführend für die belgisch-israelische Produktion sind Rotem Shamir und Yuval Yefet, die auch an der erfolgreichen Terrorismus-Serie „Fauda“ beteiligt waren. Am besten im Original ansehen, einer Mischung aus Belgisch, Englisch, Französisch und vor allem Jiddisch, von dem man überraschend viel versteht.

„Rough Diamonds“, acht Folgen, Netflix

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