Interview

Künstleragent Georg Hoanzl: „Auf einmal war ich nicht mehr allein“

Georg Hoanzl: „Gute, wahre Geschichten helfen.“
Georg Hoanzl: „Gute, wahre Geschichten helfen.“Caio Kauffmann
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In den 1980ern ist Georg Hoanzl mit Josef Hader und Andreas Vitasek durch Österreich getingelt, als die beiden noch kaum jemand kannte. Heute vertritt der Künstleragent alle namhaften Kabarettisten des Landes und betreibt mit Michael Niavarani zwei Theater in Wien. Ein Gespräch mit einem umtriebigen Visionär.

Sie sind im tiefen Burgenland in einer Großfamilie aufgewachsen. Das prägt.

Georg Hoanzl: Ja, sehr. Wir haben in Kukmirn im Bauernhaus meiner Urgroßeltern Rosina und Johann Hoanzl gewohnt. Beide sind noch in Lehm­häusern aufgewachsen. Mein Urgroß­vater hatte 17 Geschwister, von denen zwölf aufgrund mangelnder Ernährung und Hygiene gestorben sind. Das war grausam, aber damals normal. Um die Hebammen und die vielen Begräbnisse zu zahlen, hat die Familie Schulden machen müssen. Darum ging mein Urgroßvater als junger Bursch nach Wien und rackerte in einer Ziegelfabrik, bis er alle Schulden abbezahlt hatte. Mit dem Geld, das ihm noch blieb, kaufte er ein Ticket nach Amerika. In Pennsylvania hat er als Tischler gearbeitet — und Rosina geheiratet, die aus dem Nachbarort kam und wie er ausgewandert war. Nach ein paar Jahren sind sie – so heißt es – mit einem Koffer voller Geld ins Burgenland zurückgekehrt und haben ein Bauernhaus gebaut. Und in eben diesem Haus hat die Großfamilie den Ersten und auch den Zweiten Weltkrieg überstanden. Das rührt mich.

Das ist eine sehr positive Geschichte.

Stimmt, die haben in unserer Familie Tradition. Wir haben einander immer die guten Geschichten erzählt. Aber mir ist bewusst, dass es auch andere gegeben hat. Meine Eltern etwa hatten es sehr schwer. Sich in dieses Gefüge mit den vielen Regeln einzugliedern und trotzdem ein emanzipiertes Leben zu führen, war hart. Aber es ist ihnen gelungen. Sie sind mit ihrem Dorf und den Menschen dort tief verbunden.

Und Sie?

Auch. All das gehört zu mir und macht mich aus. Ich liebe das Landleben, weiß aber um die Enge und Grenzen, die so spürbar sind.

Wann haben Sie erkannt, dass die Welt größer ist als Kukmirn?

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