Nächtlicher Einsatz

Zwischen Alarmismus und Marketing: Wie warnt man Touristen vor alpinen Gefahren?

Archivbild vom Großglockner. Die Bergrettung appelliert einmal mehr, sich im Vorhinein gut über geplante Routen zu informieren - nicht nur per Internet.
Archivbild vom Großglockner. Die Bergrettung appelliert einmal mehr, sich im Vorhinein gut über geplante Routen zu informieren - nicht nur per Internet.APA / AFP / Joe Klamar
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Neun Holländer - Geschwister im Alter zwischen zwölf und 28 Jahren - konnten in einer aufwendigen Aktion bei Eisenerz gerettet werden. Der Chef der steirischen Bergretter fordert mehr Aufklärung für Touristen. Die allgemeinen Appelle würden nur von Einheimischen gehört.

Sonntagfrüh hat die Bergrettung neun Urlauber vom Kaiserschild bei Eisenerz gerettet, nachdem sie sich im unwegsamen Gelände verstiegen hatten. Laut einer Aussendung der Polizei waren die jungen Holländer lediglich in Straßenschuhen und ohne Verpflegung unterwegs. Einsätze wegen unzureichend ausgerüsteter Personen hätten in den vergangenen Jahren zugenommen, sagte Stefan Schröck, Landesleiter der Steirischen Bergrettung. Er appellierte zu gewissenhafter Tourenvorbereitung.

Sommerzeit ist Urlaubszeit und damit mehren sich jene Bergrettungseinsätze, in denen Urlauber gerettet werden müssen. „Wir urteilen nicht und holen jeden vom Berg, der Hilfe braucht“, stellt Landesleiter Schröck im Gespräch mit der Austria Presse Agentur klar. Denn die Bergrettung vertritt das Credo, jeder in Not geratenen Person gleichwertige Hilfe - unabhängig der Umstände - zukommen zu lassen. So auch den neun Geschwistern einer holländischen Urlauberfamilie zwischen zwölf und 28 Jahren, die Samstagvormittag in Straßenschuhen, Straßenkleidung und ohne Verpflegung zu einer Bergtour auf das Kaiserschild (2086 m) aufbrachen.

Gegen 22 Uhr verständigten sie via WhatsApp ihre Eltern, dass sie im unwegsamen alpinen Gelände festsitzen würden. Die Eltern setzten umgehend einen Notruf ab. In einer aufwendigen Aktion, bei der auch Haken gebohrt werden mussten, um Seilsicherungen anzubringen, konnten die 21 Einsatzkräfte der Bergrettungen Eisenerz und Radmer sowie der Alpinpolizei Hochsteiermark die Urlauber erschöpft, aber unverletzt in Sicherheit bringen. Die gesamte Bergeaktion dauerte von Mitternacht bis 5 Uhr früh.

Vielzahl an Einsätzen in touristischen Ballungszentren

Laut Schröck sei vor allem in den letzten Jahren ein Anstieg an Einsätzen zu bemerken, in denen nicht verletzte Personen aus alpiner Notlage gerettet werden müssen. „Man merkt eindeutig, dass die Vielzahl der Einsätze in den touristischen Ballungszentren ablaufen, wo viel Werbung gemacht wird. Orientierungslosigkeit, vom Wetter überrascht, Steilheit unterschätzt oder sich selbst überschätzt und erschöpft sind dann die Gründe für unsere Einsätze“, merkt Schröck an. Der Bergrettung bliebe präventiv nichts anderes übrig, als ihre immer wiederkehrenden Appelle zu einer sorgfältigen Tourenplanung, dem Besuch von entsprechenden Kursen oder der Zuhilfenahme eines professionellen Bergführers in den Medien zu setzen.

Laut Schröck würden solche Aufrufe aber eher bei Einheimischen fruchten, da diese eher die österreichischen Medien lesen würden. „Natürlich sind es nicht nur Urlauber, die in kritische Situationen kommen, aber ein Großteil der Einsätze wären vermeidbar, wenn es gelänge, die Urlauber besser zu informieren“, ist sich Schröck sicher.

Schmaler Grat zwischen Marketing und Mahnung

Es sei jedoch ein schmaler Grat, niemanden zu verärgern, denn die Touristiker des Landes würden Alarmismus nicht gutheißen. Von Vorschriften, welche Ausrüstung man auf dem Berg zu verwenden habe, hält Schröck nichts. „Wenn ich als versierter Bergsteiger mit Turnschuhen kein Problem auf alpinen Steigen habe, soll ich mir dann das Schuhwerk vorschreiben lassen? Wir wollen Freiheit, Natur und Unberührtheit und keine Taferl aufstellen“, meint der Bergretter und Alpinist. Jeder solle das tun dürfen, wozu er sich in der Lage fühlt und sich entsprechend vorbereiten. Das bedeute, dass man auch sich an der richtigen Stelle über die geplante Tour erkundigen müsse. In Österreich stünden die Ortsstellen der Bergrettung, Tourismusbüros oder alpine Vereine als kompetente Auskunftgeber bereit, das Internet sei oft keine gute Wahl für eine fundierte Information.

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