Lufthansa setzt trotz Milliardengewinns Rotstift an

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Die Verlagerung des AUA-Betriebs auf Tyrolean Airways schob 2012 den operativen Gewinn einmalig um 115 Millionen Euro in die Höhe.

Die AUA-Mutter Lufthansa setzt trotz eines knappen Milliardengewinns den Rotstift an. Der Vorstand will mehrere Standorte schließen, und die Aktionäre sollen auf eine Dividende verzichten. Das Nettoergebnis solle in vollem Umfang einbehalten werden, teilte der Konzern am Dienstagabend mit. Zugleich will die Lufthansa-Spitze um Vorstandschef Christoph Franz mehr als 100 neue Flugzeuge bestellen, wie Europas größte Fluggesellschaft überraschend am Dienstagabend mitteilte. 

Über 700 Arbeitsplätze sollten ins Ausland verlagert werden, sagte ein Sprecher des Unternehmens am Dienstagabend. Zudem sollen wahrscheinlich hunderte Jobs innerhalb von Deutschland verschoben werden. Geschlossen werden sollen im Rahmen des Sparprogramms "Score" laut Lufthansa bis Ende 2017 die Hauptverwaltung des Konzerns in Köln mit 365 Arbeitsplätzen und der Standort der Buchhaltungstochter Lufthansa Revenue in Norderstedt mit etwa 350 Jobs. Auch sollten rund 160 der etwa 200 Arbeitsplätze der Konzernverwaltung im Bereich Financial Services in Hamburg in ein "spezialisiertes Dienstleistungszentrum" ausgelagert werden. Ebenfalls prüfen will die Lufthansa nach eigenen Angaben, ob die Lufthansa-Tochter Cityline ihre Zentrale von Köln nach München verlegt.

990 Millionen Euro Gewinn

Im abgelaufenen Jahr profitierte die Lufthansa überraschend stark von Beteiligungsverkäufen. Unter dem Strich verdiente der Dax -Konzern daher 990 Millionen Euro, nachdem er ein Jahr zuvor noch einen Verlust von 13 Millionen Euro eingeflogen hatte. Im operativen Geschäft lief es allerdings schlechter. Während der Umsatz um fünf Prozent auf 30,1 Milliarden Euro wuchs, ging der operative Gewinn um 36 Prozent auf 524 Millionen Euro zurück. Damit fiel er auch schwächer aus als von Analysten erwartet.

Erst im Oktober hatte Lufthansa-Chef Franz eine Verschärfung des Sparkurses angekündigt. Die bislang in Angriff genommenen Projekte wie das Programm "Score" reichten nicht aus, um zusätzliche Belastungen auszugleichen, hieß es damals. Für das Sanierungsprogramm gab die Lufthansa 2012 rund 160 Millionen Euro aus. Durch die eingeleiteten Personalkürzungen und weitere Schritte sollen sollen die jährlichen Kosten bis 2015 um 1,5 Milliarden Euro gesunken sein. Zugleich profitierte die Lufthansa 2012 von ein Radikalschnitt bei der lange defizitären AUA. Die Verlagerung des Betriebs auf deren Regionalflug-Ableger Tyrolean Airways schob den operativen Gewinn einmalig um 115 Millionen Euro in die Höhe.

Flugangebot zusammengekürzt

Bereits für den Winter hatte die Lufthansa wegen der schwierigen Ertragserlage ihr Flugangebot zusammengekürzt. Das Sitzplatzangebot sollte nach damaligen Angaben drei Prozent geringer ausfallen als ein Jahr zuvor. Zugleich stehen tausende Arbeitsplätze auf der Kippe. 3500 Stellen sollen alleine in der Verwaltung wegfallen, rund 700 Stellen könnten aus Deutschland ins Ausland verlagert werden.

Angesichts der hohen Treibstoffpreise und des harten Konkurrenzkampfs mit Billigfliegern wie Ryanair und den wachsenden Fluggesellschaften vom Persischen Golf sieht Franz zum Sparen keine Alternative.

Vor milliardenschweren Investitionen in modernere und damit meist sparsamere Flieger schreckt der Vorstand dennoch nicht zurück. Acht Langstreckenjets und 100 Kurz- und Mittelstreckenmaschinen will Franz nun bestellen und dafür rund neun Milliarden Euro ausgeben. Die Auslieferung der Flugzeuge ist für die Jahre 2015 bis 2025 geplant. Um welche Maschinen es sich genau handeln soll, verriet die Lufthansa zunächst nicht. Allerdings hatte der Konzern zuletzt die Umstellung der Mittelstreckenflotte auf die Modelle A320 und A320neo eingeleitet.

(APA/dpa/AFP/Reuters)

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