Cromwells leiser Plan

In Hilary Mantelszweitem Teil der Trilogie über Aufstieg und Fall Thomas Cromwells ist dieser auf dem Höhepunkt seiner Macht. »Falken« sorgt für ganz großes Kino im Kopf.

Es liegt etwas Behäbiges in dieser Wortkombination: „Er, Cromwell“. Hilary Mantel schreibt das oft, als ob sie ihren Lesern mit Nachdruck bestätigen möchte, dass wir es tatsächlich mit ihm, Cromwell, zu tun haben.

England im ersten Drittel des 16.Jahrhunderts: König Heinrich VIII. hat mit dem Papst gebrochen, um sich von Katharina von Aragón scheiden zu lassen und Anne Boleyn zu heiraten. Als Architekt dieses Bruchs fungierte Thomas Cromwell, persönlicher Sekretär des Königs. In „Falken“, dem zweiten Teil der Trilogie Mantels über Aufstieg und Fall Cromwells, ist ebendieser Mann aus einfachen Verhältnissen auf dem Höhepunkt seiner Macht. Aber die Zeiten sind unstet: Er steht schlecht mit den Boleyns, mit wichtigen Herzögen, Bischöfen, dem französischen König und dem Papst. Cromwell weiß: Wenn er heute der Henker ist, kann er morgen genauso gut derjenige mit dem abgetrennten Kopf sein. Die Funktion des Protagonisten teilt er sich in „Falken“ (ausgezeichnet mit dem Booker Prize) mit Anne Boleyn, erzählt wird die Geschichte aber aus Cromwells Perspektive: seine nicht unkomplizierte Beziehung zur Königin, sein leiser Plan, Boleyn beiseitezuschaffen.

Auch wenn die Leser die Figuren und Ereignisse kennen mögen: Mantel liefert mit ihrer großartig-unaufgeregten Sprache Einzelheiten, Empfindungen, Gespräche, Blicke und Seufzer. So könnte es gewesen sein, denken wir uns zufrieden. „Falken“ ist ganz großes Kino im Kopf. duö

Hilary Mantel: „Falken“, übersetzt von: Werner Löcher-Lawrence, Dumont, 480 Seiten, 22,99 Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 24.02.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.