Viel Freiraum, wenig Leistung

Google ist produktiver als Yahoo. Das könnte an der Anwesenheitspflicht liegen.

KOMMENTAR

Geht es nach den Trend- und Zukunftsforschern, wäre der Schreibtisch im Büro Schnee von gestern. Konferenzen würden per Skype abgehalten, und wann jemand seine Arbeit machen möchte, könnte er ganz allein entscheiden. Ohne Druck, ohne festen Zeitplan. Hauptsache, der Output stimmt.

Beim Internetkonzern Yahoo war das nicht Zukunftsmusik, sondern gelebte Realität. Nur leider stimmte der Output nicht. Man habe von vielen Heimarbeitern nicht gewusst, was sie eigentlich machen oder ob sie überhaupt noch für Yahoo arbeiteten, wie aus dem Unternehmen zu hören ist. Deshalb wurden sie von CEO Marissa Mayer zurück ins Büro beordert.

Reine Schikane? Das hat Mayer, die Yahoo teuer von Google abgeworben hat, eher nicht nötig. Das Beispiel zeigt vielmehr, dass das Büro mit Anwesenheitspflicht vielleicht die schlechteste aller Arbeitsformen ist – aber noch immer die beste, die bisher ausprobiert wurde. Gerade der viel beschworene „Wissensarbeiter“ muss sich mit anderen austauschen, damit seine genialen Ideen nicht in der Kammer versumpern. Bei Google gibt es Gärten, Bowlingbahnen, Pubs und Elternzimmer – alles Mittel, um die klugen Köpfe am Arbeitsplatz zu halten. Die Google-Mitarbeiter sind um 170Prozent produktiver als jene bei Yahoo. Ihre Anwesenheit könnte ein Grund dafür sein.

E-Mails an: jeannine.hierlaender@diepresse.com

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.02.2013)

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