Olli Rehn kritisiert die deutsche Regierung für ihre harte Haltung. Jedes Mitglied sei systemrelevant. Die EU-Finanzminister beraten am Montag über die krisengebeutelte Insel.
EU-Währungskommissar Olli Rehn hat die deutsche Regierung wegen ihrer Zweifel an der Notwendigkeit eines Rettungsprogramms für das angeschlagene Zypern kritisiert. "Auch wenn man aus einem großen EU-Land kommt, sollte man sich bewusst sein, dass jedes Euro-Mitglied systemrelevant ist", sagte Rehn dem Magazin "Spiegel". Wenn Zypern ungeordnet zahlungsunfähig würde, wäre die Folge mit großer Wahrscheinlichkeit ein Austritt aus der Eurozone", warnte der Finne. Das Versprechen der Euro-Länder, die Einheit der Währungsunion zu bewahren, habe sich beruhigend auf die Finanzmärkte ausgewirkt, sagte Rehn. "Wir sollten diesen Erfolg nicht gefährden."
Mit dem Thema Zypern beschäftigen sich die Finanzminister der Eurozone am Montag. Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble hatte jüngst in einem Reuters-Interview gesagt, es wäre schön, wenn bis zur Osterpause eine Entscheidung über das Hilfspaket stehe. Ob Zypern für die Eurozone insgesamt systemrelevant sei - eine Voraussetzung für Hilfen der Euro-Partner - sei eine Frage, die die Troika aus EZB, EU-Kommission und IWF beantworten müsse.
Forderungen, als Lehre aus dem italienischen Wahlergebnis den strikten Sparkurs in Europa zu verlassen, wies Rehn zurück. "Angesichts eines durchschnittlichen Schuldenstands von 90 Prozent in der EU sehe ich keinen Spielraum, den Pfad der Haushaltskonsolidierung zu verlassen", so Rehn. "Wir lösen unsere Wachstumsprobleme nicht, indem wir auf die alten Schulden neue türmen."
(APA/Reuters)