Die Beamtengewerkschaft erreicht Mitgliederrekord

Gegen Trend oeGB Beamtengewerkschaft
Gegen Trend oeGB Beamtengewerkschaft(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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234.346 Bedienstete sind organisiert: Vorsitzender Neugebauer führt den Zulauf auf guten Rechtsschutz zurück.

Wien. Während die Bundesregierung und auch die Bundesländer bei den Dienstposten und bei den Gehältern der Mitarbeiter auf einen Sparkurs steuern, verzeichnet die Gewerkschaft öffentlicher Dienst (GÖD), vulgo Beamtengewerkschaft, genau den gegenteiligen Trend. Ende des Vorjahres wurde nach den jetzt der „Presse“ vorliegenden Zahlen nicht nur ein weiterer Zuwachs verzeichnet. Mit exakt 234.346 Mitgliedern gibt es sogar einen Allzeitrekord. Diese langjährige Entwicklung ist vor allem auch bemerkenswert, weil der Gewerkschaftsbund (ÖGB) insgesamt mit rund 1,2 Millionen Mitgliedern seit Jahren mit einem Schrumpfen seiner Organisation konfrontiert ist. So musste der ÖGB 2011 ein Minus von 5200 Mitgliedern hinnehmen, das war immerhin der geringste Rückgang seit Jahrzehnten.

1372 Mitglieder mehr im Vorjahr

Für die Beamtengewerkschaft lief es ganz anders. Innerhalb des vergangenen Jahres ist sie stärker gewachsen als in den Jahren davor. Es gab unter dem Strich 1372 Mitglieder mehr mit Stand Ende Dezember 2012. Zum Vergleich: Im Bundesdienst gibt es umgerechnet knapp 133.000 Dienstposten, rund 80.000 davon sind Beamte, deren Anteil im Vergleich zu den Vertragsbediensteten rückläufig ist. Dazu kommen weitere rund 140.000 Mitarbeiter, die in den Landesdiensten beschäftigt sind.

Der Vorsitzende der Beamtengewerkschaft, Fritz Neugebauer, ist seit Herbst 1997 in dieser Funktion. Er nennt als einen der Hauptgründe für den Zustrom zu der von ihm geführten Organisation, dass insbesondere der qualifizierte Rechtsschutz, den die Gewerkschaft öffentlicher Dienst biete, auf Zuspruch stößt: „Die Leute können sich verlassen, dass sie bei uns gut aufgehoben sind.“

Bei Veränderungen wird Schutz gesucht

Dazu kommt, dass die Beamtengewerkschaft speziell vor dem Hintergrund von Sparplänen, Verschärfungen bei den Pensionen und weiteren geplanten Änderungen einen verstärkten Zulauf erlebt. Neugebauer betont dennoch: „Ich tät' mir auch ruhigere Zeiten wünschen.“

Der langfristige Trend der Jahrtausendwende (siehe Grafik) zeigt ab 2001 mit damals 229.079 Mitgliedern pro Jahr jeweils ein leichtes Wachsen des Mitgliederstandes. So waren es im Jahr 2008 schließlich 230.144 Bedienstete, die in der Gewerkschaft öffentlicher Dienst organisiert waren. 2009, im Jahr der Lehrerproteste gegen den Plan von Unterrichtsministerin Claudia Schmied (SPÖ) für zwei zusätzliche Unterrichtsstunden, stieg die Zahl der GÖD-Mitglieder schließlich auf 231.450.

Allerdings verbuchten nicht nur die Lehrergewerkschafter Zuwächse. Im vergangenen Jahr war das auch bei der Exekutive der Fall. Von den insgesamt rund 30.000 Beamten des Innenministeriums wird der Rechtsschutz durch die Gewerkschaft im internen Vergleich mit Abstand am häufigsten in Anspruch genommen. Mitgliederzuwächse gibt es allerdings auch bei den Landesbediensteten sowie bei der Finanz.

Stärkere Position gegenüber Regierung

Vorsitzender Neugebauer meint jedenfalls bezogen auf künftige Vorhaben der Regierung grundsätzlich: „Für alles, was uns bevorsteht, ist das ein weiterer ordentlicher Rückhalt.“ Der stete Mitgliederzuwachs stärkt auch die Position der Beamtengewerkschaft, die als einzige von den schwarzen Christgewerkschaftern dominiert ist, innerhalb des ÖGB. Dies gilt nicht nur, was die Mitgliederstatistik betrifft, sondern mindestens ebenso für die finanziellen Belange.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.03.2013)

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