Susanna Tamaro, Autorin des Megasellers "Geh, wohin dein Herz dich trägt", hat nach 20 Jahren wieder ein leicht esoterisches Buch über den Sinn des Lebens geschrieben. Verkaufserfolg garantiert.
Die Geschichte von Olga hatte Millionen gerührt. 1994 war Susanna Tamaros Roman „Geh, wohin dein Herz dich trägt“ erschienen und hatte sich rasend schnell verkauft. Großmutter Olga schrieb darin kurz vor ihrem Tod einen tagebuchartigen Brief an ihre nach Amerika ausgewanderte Enkelin, die sie großgezogen hatte. Die Geschichte über vier Frauengenerationen bildete dabei nur das Gerüst für ein Buch voller Lebensweisheiten über Glück. Nicht selten wurde Tamaro daher mit dem Esoteriker Paolo Coelho verglichen.
Ihr jüngstes Buch, das 2011 auf Italienisch erschien und nun auf Deutsch vorliegt, dürfte erstmals an ihren Erfolg von damals anknüpfen. Warum, liegt auf der Hand: Aufbau und Stil von „Mein Herz ruft deinen Namen“ sind sehr ähnlich zum damaligen Werk. Diesmal spricht Matteo, der seit 15 Jahren in einer Hütte in den Bergen lebt, zu seiner verstorbenen Geliebten. Er erinnert sich an gemeinsame Erlebnisse und Gespräche und erzählt ihr von den Wanderern, die er in seiner Hütte mit selbst gezogenem Ziegenkäse bewirtet. Was die Geschichte unerträglich macht, sind die an den Leser gerichteten Fingerzeige, die sagen: Lebe dein Leben sinnvoll! Ohne Hektik! Gier! Leistungsdruck! Coelho lässt also wieder grüßen. Bei Großmutter Olga war die Liebe zur Enkelin noch spürbar, Matteo hingegen klingt nur wie ein geschäftstüchtiger Lebensberater. awa
Susanna Tamaro, „Mein Herz ruft deinen Namen“ („Per Sempre“), übersetzt von: Maja Pflug, Piper Verlag, 224 Seiten, 18,50 Euro.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.03.2013)