Rauer Wind im Sporthandel: Große bündeln ihre Kräfte

(c) EPA (KIMIMASA MAYAMA)
  • Drucken

Intersport Eybl/Sports Experts schließt Filialen und sucht einen Käufer. Gigasport und Sport 2000 kooperieren. Auch bei Hervis rumort es.

Wien. An sich ist Österreich ja ein Eldorado für den Sporthandel. 220Euro im Jahr geben die Österreicher im Schnitt für Sportartikel aus. Das sind die höchsten Pro-Kopf-Ausgaben in ganz Europa. Die Deutschen investieren nur halb so viel in ihre Sportausrüstung. Trotzdem kriselt es in der Branche. Nach Jahren der rasanten Flächenexpansion befinden sich die großen Händler mitten in einer Konsolidierungsphase.

Die stärksten Abstriche hat die Intersport-Eybl-/Sports-Experts-Gruppe, die Teil der Genossenschaft Intersport-Austria ist, gemacht. Im Geschäftsjahr 2011/12 musste Eybl einen Umsatzrückgang von 410 auf 389,5 Mio. Euro hinnehmen, bei einem kolportierten Verlust von 16 Mio. Euro. Noch im Frühjahr sollen 250 der 2500Mitarbeiter in Österreich abgebaut werden. Vier Geschäfte werden demnächst geschlossen: drei Filialen der defizitären Diskontschiene Sport-Experts in Salzburg, Oberwart und Steyr. Auch der Innsbrucker Flagship-Store der Eybl-Eigenmarke Seven Summits macht dicht. Im Herbst sollen zwei weitere Standorte verschwinden.

Bruchlandung mit Eigenmarken

Eybl hat in den letzten vier Jahren rasant expandiert. Jetzt wird zurückgerudert. Auch in Sachen Eigenmarken. Der ehemalige Vertriebsvorstand Peter Wahle wollte den Anteil der Eigenmarken (Seven Summits, Noric, Take Off) auf 30 Prozent erhöhen. Eine Fehlentscheidung. Die aggressive Vermarktung der billigen Eigenmarken führte dazu, dass Eybl sein Image als qualitativ hochwertiger Markenanbieter aufs Spiel setzte.

Wahle musste Ende 2012 gehen, man zog die Notbremse. Keines der zehn geplanten Seven-Summits-Geschäfte wird eröffnet. Derzeit sucht der Wirtschaftsprüfer Deloitte nach einem Käufer für Eybl. Dem Vernehmen nach wird mit einer Handvoll nationaler wie internationaler Interessenten verhandelt. Dass es bereits eine Vorentscheidung gibt – im Gespräch waren der französische Diskontriese Decathlon und Intersport –, weist Albert Hannak von Deloitte aber entschieden zurück. Noch sei alles offen, bis zum Juni soll eine Entscheidung fallen.

Auch bei Hervis, Teil der Spar-Gruppe, rumort es. Letztes Jahr wurden zwei Filialen in Innsbruck geschlossen. Die Kooperation mit der französischen Go-Sport-Gruppe sollte etwas Luft schaffen. Hervis-Geschäftsführer Alfred Eichblatt will keine Krise des Sporthandels bemerkt haben: „Wir sind eine der wenigen Branchen, die sich gut entwickelt.“ Innovationen gebe es genug: „Tourengehen ist ein Riesentrend, und im Laufsport bringt die Barfußtechnologie Wachstum.“

Neuer Marktführer: Sport 2000

Auch die bisher vor allem in Westösterreich starke Einkaufsgenossenschaft Sport 2000 und der in Ostösterreich vertretene Sporthändler Gigasport (Teil des Grazer Kastner-&-Öhler-Konzerns) machen seit Februar gemeinsame Sache. Sport 2000 erwirtschaftete 2011 mit 321 österreichischen Standorten einen Umsatz von 342Mio. Euro. Gigasport kam mit 18 Standorten auf einen Gesamtumsatz von 108 Mio. Euro. Durch die Partnerschaft, die sich zunächst auf den Einkauf fokussiert, erhöht sich der Marktanteil der neuen Gruppe von 22 auf 29 Prozent, womit man die Konkurrenten Eybl/Experts (25 Prozent) und Hervis (22 Prozent) überflügelt.

Eine Herausforderung für die Sportartikler bleibt der Onlinehandel. Laut Regioplan fließen derzeit zehn Prozent der Umsätze ins Internet. Tendenz steigend. Doch nicht alle nutzen diesen Vertriebskanal. Sport 2000 zum Beispiel hat derzeit nur einen Online-Skiverleih, Gigasport hat noch gar keinen Onlineshop.

Auf einen Blick

Sporthandel in Bewegung. Der Umsatz der Sport-Eybl-/Sports-Experts-Gruppe ging 2012 zurück. Jetzt wird ein Käufer gesucht, 250Mitarbeiter werden abgebaut. Sport 2000 und Gigasport machen seit Februar gemeinsame Sache, um Kosten zu sparen. Hervis verschaffte sich durch eine Kooperation mit der französischen Go Sport etwas Luft.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.03.2013)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Ski
Österreich

Ski-Industrie verkauft Großteil an Verleiher

Die Ski-Industrie verkauft bis zu 70 Prozent aller Sportgeräte an Ski-Verleiher. Die Absatzzahlen sind stabil.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.