Zypern-Rettung: Finanzmärkte in Alarmstimmung

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Die Finanzbranche goutiert das Zypern-Paket nicht: Die Risikoprämie für spanische und italienische Staatsanleihen schoss hoch, Gold wurde teurer, der Euro gab nach.

[Wien/ju/red.] Die Art der am Wochenende beschlossenen Zypern-Rettung (Beteiligung privater Spareinlagen) hat am Montag die Finanzmärkte in Alarmstimmung versetzt: Die Börsen gaben weltweit nach, der Euro rutschte unter 1,30 Dollar, der zuletzt unter Druck geratene Goldpreis übersprang dagegen die 1600-Dollar-Marke.

Am heftigsten waren die Auswirkungen freilich auf den Anleihemärkten: Die sogenannte Risikoprämie (der Aufschlag auf die Verzinsung zehnjähriger deutscher Staatsanleihen) für italienische und spanische Staatsanleihen sprang unmittelbar nach Bekanntwerden der Einigung heftig nach oben, um im Verlauf des Montags dann nur noch leicht nachzulassen (siehe Grafik).
Für die Schuldscheine der beiden Krisenstaaten ist jetzt wieder um 3,2 (Italien) beziehungsweise 3,6 Prozent (Spanien) mehr zu bezahlen als für solche Deutschlands. Womit die Rettung der zypriotischen Banken den seltsamen Effekt hat, dass sie die Kreditaufnahmen anderer Euro-Krisenstaaten verteuert und damit die Eurokrise wieder verschärft.

Turbulenzen verursachte die drohende Teilenteignung zypriotischer Sparer freilich nicht nur auf den Anleihemärkten. Auch der Euro kam deutlich unter Druck. Zeitweilig fiel der Euro auf unter 1,28 Dollar und damit auf den tiefsten Stand seit vorigem November. Im Laufe des Tages konnte sich die Währung leicht erholen, notierte am Nachmittag mit rund 1,294 aber immer noch deutlich unter dem Wert zum vorigen Wochenschluss. Auch die Währungen der nicht zur Eurozone gehörenden EU-Staaten Ungarn, Tschechien und Polen knickten ein.
Experten meinten freilich, dass diese kleine Erholung nur vorübergehend sein könnte, falls die Zypern-Rettung für Kleinsparer nicht deutlich entschärft wird. Sollte dies nicht geschehen, drohe ein enormer Vertrauensverlust, der den Euro in den kommenden Wochen beträchtlich tiefer drücken würde.

Auswirkungen hatte die drohende Zwangsabgabe für Sparer naturgemäß auch auf Aktien (siehe nebenstehenden Börsenbericht). Besonders unter Druck gerieten Bankaktien. In Moskau brachen die Kurse der großen Banken um gut fünf Prozent ein. Russische Banken sind stark in Zypern engagiert. Ende 2012 hatten die russischen Bankinstitute rund 12 Mrd. Euro Einlagen bei zypriotischen Banken. Weitere 19 Mrd. Euro entfielen auf russische Privatpersonen. Allerdings dürften die russischen Einlagen bei zypriotischen Banken im Zuge der Diskussion über die Zypern-Rettung in den vergangenen Wochen schon deutlich verringert worden sein.
Dass die Verunsicherung der europäischen Sparer durch die drohende Teilenteignung in Zypern zu großflächigen Umschichtungen in den Aktienmarkt führen könnte, glauben Experten nicht: Sparbuchsparer gelten als sehr konservativ und risikoscheu. Es sei nicht zu erwarten, dass die jetzt in großem Stil an die Börse gingen. Die Aktienindizes dürften von der Sparer-Verunsicherung demnach nicht profitieren.

Anders sieht die Sache bei anderen Sachwerten wie etwa Immobilien oder Gold aus. Die kommen dem Sicherheitsbedürfnis der Sparer deutlich mehr entgegen.
Tatsächlich gab der Goldpreis, der zuletzt deutlich geschwächelt hatte, am Montag ein kräftiges Lebenszeichen von sich. Die Notierung für die Feinunze sprang in der Spitze um mehr als ein Prozent hoch. Am Nachmittag war Gold mit rund 1605 Dollar pro Feinunze um 0,8 Prozent teurer als am vorigen Freitag.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19. März 2013)

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