Zipfelmütze als Färöer-Glücksbringer in Wien gelandet

Jens Martin Knudsen und die Haube
Jens Martin Knudsen und die HaubeAPA-FOTO: HELMUT FOHRINGER
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Die legendäre Kopfbedeckung soll die Nachfolger von Jens Martin Knudsen in der WM-Qualifikation gegen das ÖFB-Team zu einer neuen Überraschung anspornen.

Die wohl berühmteste Kopfbedeckung der Geschichte ist am Sonntag mitsamt ihrem Besitzer in Wien gelandet. Der legendäre Färöer-Goalie Jens Martin Knudsen hat als Talisman für die WM-Qualifikationspartie am Freitag im Happel-Stadion gegen Österreich seine weiße Zipfelmütze mitgebracht, die am 12. September 1990 zum Symbol der größten Blamage in der Geschichte des ÖFB-Nationalteams wurde.

In Landskrona schafften es Toni Polster, Andreas Herzog und Co. unter Teamchef Josef Hickersberger nicht, dem mit einer weißen Wollmütze bekleideten damaligen Kraftfahrer einer Fischfabrik in Runavik auch nur ein Tor zu schießen. Die Färinger gewannen in der EM-Qualifikation gegen Österreich ihr erstes Pflichtspiel überhaupt 1:0 und hatten ihr neues National-Epos.

"Dieses Spiel ist bei uns immer noch eine ganz spezielle Sache. Es wirkt noch immer nach, und so lange es Fußball auf den Färöer gibt, wird das immer so sein. Deshalb ist ein Spiel gegen Österreich für uns auch immer etwas Besonderes", sagte Knudsen. Der 45-Jährige arbeitet zwar nicht mehr - wie noch bei den Duellen mit Österreich in der Qualifikation für die WM 2010 in Südafrika - als Assistenz-Trainer des Färöer-Teams, ließ sich den Wien-Trip aber dennoch nicht nehmen, auch weil er am (heutigen) Dienstag in der Bundeshauptstadt sein Buch "Der Mann mit der Pudelmütze" präsentierte.

Beinahe wäre die Haube zu Hause geblieben

Dem Spiel in Landskrona wird darin ebenso große Aufmerksamkeit gewidmet wie seiner Haube - die er damals fast nicht getragen hätte. "Weil ich mir gedacht habe, ich könnte zum größten Trottel Europas werden, wenn ich mit dieser Mütze den Ball sechs-, siebenmal aus dem Tor fischen muss."

Schließlich mochte der Färinger aber doch nicht auf sein Markenzeichen verzichten, das er schon von Kindesbeinen an zwischen den Pfosten trug. Grund dafür war ein Schädenbasisbruch im Alter von 13 Jahren. "Danach wollte ich unbedingt wieder Fußball spielen. Doch der Arzt hat gesagt, das kann ich nur noch mit einem Helm, und weil der nicht erlaubt war, habe ich eben die Zipfelmütze genommen, damit sich meine Mutter weniger Sorgen macht", sagte Knudsen.

Rund drei Jahre nach Landskrona verzichtete der 65-fache Internationale für einige Zeit auf die Haube - aus Rücksichtnahme auf seine Teamkameraden, "weil die Mütze vor jedem Länderspiel im Mittelpunkt gestanden ist und das Sportliche schon fast verdrängte". Erst ab Ende der 1990er-Jahre trug Knudsen wieder die Zipfelmütze, die normalerweise in einem Museum in Runavik ihren Ehrenplatz hat.

Knudsen: "Zu punkten wird sehr schwierig"

Ein neuerliches Husarenstück, wie es Knudsen und seinen Kollegen in Landskrona gelang, schließt der Ex-Tormann nicht aus. "Aber zu punkten wird sehr schwierig, denn die Österreicher haben eine großartige Mannschaft mit vielen talentierten Spielern."

Den Fehler, die Färinger so wie 1990 zu unterschätzen, werden die Österreicher nicht mehr begehen, vermutete Knudsen. "Damals war ihre Vorbereitung eine Schande. Sie haben sich am Tag vor dem Match lieber Dänemark - Wales angeschaut und auf ein Abschlusstraining in Landskrona verzichtet. Ich verstehe es ja auch, dass sie es so locker genommen haben. Die haben ja vorher nicht einmal gewusst, dass es die Färöer überhaupt gibt. Aber diesmal werden sie konzentriert sein."

Knudsens Landskrona-Mitspieler Joannes Jacobssen, damals Kapitän der Färinger, hat mittlerweile den Job des früheren Goalies als Assistenz-Trainer der Nationalmannschaft übernommen. Trotzdem hat Knudsen die Leidenschaft für den Fußball noch lange nicht verloren. Dreimal wöchentlich trainiert er um sechs Uhr früh den Nachwuchs des NSI Runavik, danach kümmert sich Knudsen um seine zwei Fischfabriken und 140 Angestellte.

(APA)

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