Warnungen vor ÖVAG-Pleite 2011 monatelang ignoriert

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Trotz früher Warnsignale der KPMG hätten weder Regierung noch Aufsicht reagiert, zitiert "Format" aus einem Bericht und dem Einvernahmeprotokoll.

Der Bankprüfer KPMG hat einem Magazinbericht zufolge Finanzministerium und Kontrollbehörden schon im September 2011 vor einer möglichen Pleite der Volksbanken AG (ÖVAG) gewarnt. Laut "Format" war in einem KPMG-Bericht bereits am 26. September 2011 vor einer "Bestandsgefährdung" der ÖVAG gewarnt worden. Trotz früher Warnsignale hätten weder Regierung noch Aufsicht reagiert. Die Kontrollinstanzen wiesen jede Mitverantwortung für das ÖVAG-Desaster von sich.

Die ÖVAG - sie musste im Frühjahr 2012 mittels Teilverstaatlichung gerettet werden - galt schon seit dem Kollaps ihrer damaligen Tochter Kommunalkredit Ende 2008 als Sorgenkind. Im Herbst 2011 kam laut "Format" KPMG-Prüfer Bernhard Mechtler zu dem Schluss, dass die ÖVAG ohne weitere Unterstützung am Ende war. Er habe das den zuständigen Behörden gemeldet. Dort, so das Magazin, sei die Existenzbedrohung über mehrere Monate ignoriert worden. Mittlerweile interessiere sich die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft für die Untätigkeit auf Behördenebene, wie das Magazin schreibt.

Bericht warnte vor Verschlechterung

Mechtler habe in seinem Alarmbericht am 26. September 2011 beschrieben, dass sich in den letzten Wochen das Marktumfeld für Banken, insbesondere in Osteuropa, verschlechtert habe, was zu wesentlichen Ertragseinbußen aus Abwertungen bei der Volksbank Romania sowie zu Kaufpreisminderungen und Nachschussverpflichtungen beim Verkauf der Volksbank International an die russische Sberbank führen werde. Zudem war von zusätzlichen Beteiligungsvorsorgen und wesentlichen stillen Lasten in den Wertpapierbeständen die Rede. Insgesamt war laut KPMG eine wesentliche Verschärfung der Risikolage zu erwarten, die "auch zu einer Bestandsgefährdung führen kann", wird aus dem Bericht zitiert, den Mechtler 2011 umgehend an ÖVAG-Vorstand, Aufsichtsrat, FMA und OeNB-Bankenprüfung weitergegeben habe.

Mechtler sei im Dezember 2012 von Oberstaatsanwältin Beatrix Winkler einvernommen worden. Laut Einvernahmeprotokoll führte er steigende Risikokosten, hohe Abwertungen und eine Strategieänderung an, die letztlich zur Verstaatlichung der Bank geführt hätten. Nach der Stabilisierung der Bank durch den Einstieg des Staates habe er den Jahresabschluss 2011 testiert.

(APA)

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