Migration

Brasilien statt Europa: Vier Nigerianer versteckten sich zwei Wochen auf Schiffsruder

Die brasilianische Bundespolizei griff die Migranten schließlich auf.
Die brasilianische Bundespolizei griff die Migranten schließlich auf.Reuters
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„Es war eine schreckliche Erfahrung“, erzählt einer der Migranten, der eigentlich nach Europa aufgebrochen war. Die vier Männer hielten 14 Tage in dem kleinen Hohlraum durch - und trafen nach eigenen Angaben teils zufällig dort aufeinander.

Es ist eine unglaubliche Geschichte, die vier Männer erzählen. Die Geschichte von einer Reise an einem gefährlichen Ort, unter gefährlichen Bedingungen. Nur mit dem Nötigsten an Vorräten bei sich wollen die vier Nigerianer auf einem großen Schiffsruder eines Frachtschiffs den Weg nach Europa angetreten haben. Wind, Wetter und Wellen ausgesetzt hielten die vier laut eigenen Angaben vier Wochen lang durch. Bis sie von Polizisten auf Booten aufgehalten wurden. Allerdings nicht von Behörden Spaniens, Portugals oder etwa Frankreichs. Es waren brasilianischen Einsatzkräfte, die den entkräfteten Männern Wasser reichten und ihnen erklären mussten, dass sie ganz woanders gelandeten sind, als geplant.

Die Rettung kam nach zermürbenden Wochen auf See. Scohn Mitte Juli wurden die Vier von der brasilianischen Bundespolizei im Hafen von Vitoria entdeckt und mit Wasser und Lebensmitteln versorgt. Der Proviant der Geflüchteten hatte nur für zehn Tage gereicht und war eigentlich für eine kürzere Reise gedacht.

Roman Goimene Friday, Migrant aus Nigeria, sagt in einem Video: „Ich dachte, ich würde nach Europa gehen, und plötzlich fand ich mich hier in Brasilien wieder, in Espirito Santo, Vitoria‘. Als die Bundespolizei kam, wusste ich nicht, wo ich war. Sie sagten: ‚Das ist Brasilien‘. Das war das Erste, was sie sagten: ‚Das ist Brasilien‘. Ich sagte: ‚Wow, das ist Brasilien‘. Ich habe es nach Brasilien geschafft. Ich bin glücklich“.

„Ich hatte solche Angst, aber jetzt bin ich hier in Brasilien“

Doch es herrscht nicht nur Freude. Auch die Schrecken der Reise wirken beim Interview gut zwei Wochen nach der Rettung noch nach, wie Thankgod Opemiyo Yeye erzählt: „Es war eine schreckliche Erfahrung für mich. Es war das erste Mal, ich hatte das noch nie versucht. Aber weil ich mich schon entschieden hatte, zu gehen, habe ich den Mut aufgebracht. Aber es ist nicht einfach. Das Meer, das Schiff, es hat geschwankt. Ich hatte solche Angst, aber jetzt bin ich hier in Brasilien.“

Friday berichtet, ein Fischer habe ihn zu dem unter liberianischer Flagge fahrenden Frachter gebracht und auf das Ruder gehievt. Dort fand er zu seiner Überraschung die drei anderen Männer. Nicht nur vor ihnen hatte er zunächst Angst. Aus Furcht, von der Schiffsbesatzung entdeckt zu werden, mussten sie jede Möglichkeit nutzen, um sich zu verstecken. Die Situation in ihrem Heimatland Nigeria schildern beide als ausweglos für sie. In Brasilien hoffen sie nun auf Asyl und ein neues, besseres Leben. Ihre beiden Leidensgenossen auf See sind unterdessen nach Nigeria zurückgekehrt. (Reuters/Red.)

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