So will man Brahms öfter hören

will Brahms oefter hoeren
will Brahms oefter hoeren(c) EPA (BARBARA GINDL)
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Rolando Villazón war der Solist im letzten Gesellschaftskonzert des scheidenden Wiener-Symphoniker-Chefs Fabio Luisi.

Nur mehr bis Ende dieser Saison zeichnet Fabio Luisi für die musikalischen Geschicke der Wiener Symphoniker verantwortlich. Längst sind die Zentren seiner musikalischen Arbeit die Zürcher Oper und die New Yorker Met. Künftige Wien-Auftritte mit den Symphonikern schließt das nicht aus; schon für Herbst sind welche geplant. Aber als Chefdirigent war es sein letztes Programm in einem Zyklus der Gesellschaft der Musikfreunde. Ein Zusammentreffen von ihm und seinem Orchester steht dann nur mehr Ende des Monats, ebenfalls im Musikverein, beim traditionellen „Frühling in Wien“-Konzert an.

Die Achse Dirigent/Orchester jedenfalls klappt. Fast besser als in manchen Jahren davor. Allein das Finalstück dieses Abends im Großen-Symphonie-Zyklus, die Vierte Brahms, dokumentierte, wie ideal beide aufeinander eingestimmt sind: Wie aus einem Guss, zudem auf höchstem instrumentalen Niveau, erstand diese e-Moll-Symphonie. So selbstverständlich in den Tempi, so natürlich in den Akzenten, dass einem fast nicht bewusst wurde, wie klar diese Deutung den Strukturen dieses Werkes folgt. Alles war exemplarisch natürlich dem melodischen Fluss untergeordnet. Und zudem von einer nie erlahmenden Spannung begleitet. Brahms, wie man ihn gern öfters hören würde.

Der erste Teil war zwei Jahresregenten gewidmet: Britten und Verdi. Oder doch drei? Immerhin hat Luciano Berio in seine Orchesterbearbeitung von Verdi-Romanzen auch Wagner-Ohrwürmer hineinkomponiert. Aber auch Anklänge an Saint-Saëns finden sich in diesen acht Piecen. Vier davon waren im Programm, dazu kam als Zugabe die zweite Romanze, „Il poveretto“. Von Liebe und Schmerz, von der Rettung vor Schmach und Tod durch die Gottesmutter erzählen diese Stücke, aber auch vom Ersuchen um Erlösung von der Verbannung, wie es der schließlich umjubelte Rolando Villazón auch sehr plastisch darstellte, begleitet von der für ihn typischen vitalen Gestik, mit seiner betont emphatischen Darstellung. Mit zündender Italianità hatte das Konzert schon begonnen: mit Benjamin Brittens auf Opernmelodien von Rossini basierenden spritzig-virtuosen Soirées musicales, schwungvoll serviert. dob

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.03.2013)

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