Nigerianischer Schriftsteller Chinua Achebe ist tot

Nigerianischer Schriftsteller Chinua Achebe
Nigerianischer Schriftsteller Chinua Achebe(c) EPA (Frank May)
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Chinua Achebe gilt als Begründer der Romantradition Westafrikas. Er wurde mit dem Booker-Preis ausgezeichnet. Der Autor starb mit 82 Jahren.

Der nigerianische Schriftsteller ChinuaAchebe ist laut Angaben seines Verlegers im Alter von 82 Jahren gestorben. Der Träger des Internationalen Booker-Preises 2007 sowie des Friedenspreis des Deutschen Buchhandels 2002 gilt als Begründer der authentischen englischsprachigen Romantradition Westafrikas. Achebe kritisierte in seinen Romanen, Essays, Reden und Gedichten Machtmissbrauch und Korruption in seiner Heimat und engagierte sich darüber hinaus politisch.

"Sein Stil ist stark geprägt durch die mündliche Erzählkunst seines Volkes, der er damit ein Denkmal setzt", hieß es damals anlässlich der Verleihung des Friedenspreises.

Weltweiten Ruhm erhielt der am 16. November 1930 in Ogidi (Nigeria) geborene Achebe schon für seinen ersten Roman "Things fall apart" ("Okonkwo oder Das Alte stürzt").Darin und in seinen vier folgenden Romanen beschrieb er die Folgen des britischen Kolonialismus für die afrikanische Gesellschaft. Sein Antrieb war, dem europäischen Afrika-Bild und der Überheblichkeit westlicher Darstellungen ein realistischeres Bild entgegenzusetzen.

Der Roman wurde in rund 50 Sprachen übersetzt und in mittlerweile zehn Millionen Exemplaren verkauft. Damit dürfte Achebe der meistgelesene afrikanische Schriftsteller des Postkolonialismus sein.

Der fünfte Roman "Anthills of the Savannah" ("Termitenhügel in der Savanne") erschien nach langer Pause erst 1987. Er ragte nach Ansicht des Experten für afrikanische Literatur, Peter Ripken, "als schonungslose Kritik der herrschenden Klassen und politischen Verhältnisse im heutigen Afrika weit über das hinaus, was vielen anderen afrikanischen Autoren zu diesem Thema eingefallen ist." Zusammen bildeten Achebes Romane eine "literarische Chronik der historischen Tendenzen, die Afrika bestimmten", schrieb Ripken einmal.

Während des Biafra-Krieges 1967-1970 setzte sich Achebe mit anderen Autoren in den USA und Europa für die Unabhängigkeit seiner Heimatregion ein. Daneben arbeitete er als Herausgeber mehrerer Literaturmagazine, Leiter eines Kinderbuchverlags - der vierfache Vater schrieb selbst einige Kinderbücher - und Präsident des nigerianischen Schriftstellerverbandes.

Als Gastprofessor für Literaturwissenschaft lehrte Achebe in den 70er Jahren in Massachusetts und Connecticut, anschließend kehrte er nach Nigeria zurück. Nach seiner Emeritierung 1985 ging Achebe erneut als Gastprofessor in die Staaten, unter anderem nach New York und an die Stanford University. Seit einem schweren Verkehrsunfall 1990 im nigerianischen Lagos war Achebe querschnittgelähmt. Wegen der besseren ärztlichen Versorgung zog er daraufhin ganz in die USA.

(APA/dpa)

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