Irgendwo im Nirgendwo? Die Hochhäuser aus der Ferne: links „The One“, rechts „Helio“ und in der Mitte das „Q“. 
Stadtplanung

Was drei Hochhäuser in Wien-Erdberg zur Stadtentwicklung beitragen

Leicht ist es nicht zu erklären, warum sie gerade hier stehen, aber Gründe gibt es schon. „The Marks“: drei neue Hoch­häuser in Wien-Erdberg. Zehn Jahre dauerte es vom Wettbewerb bis zur Realisierung.

Braucht Wien Hochhäuser? Nur dann, so steht es im Wiener Hochauskonzept aus dem Jahr 2014, wenn sie „außerordentliche Mehrwerte für die Allgemeinheit beisteuern“. Das ist ein hoher Anspruch. Aber von welchen Mehrwerten wird hier gesprochen? Was ist außerordentlich? Und wer genau ist die Allgemeinheit?

In anderen Städten, etwa in Zürich oder München, erfolgt das Beisteuern auf dem Weg des Besteuerns: Wer von der Öffentlichkeit für sein Grundstück eine neue Widmung erhält und damit einen hohen Gewinn macht, muss einen Teil davon abgeben. In Österreich gilt diese Lösung aus verfassungsrechtlichen Bedenken für nicht umsetzbar. Stattdessen nutzt man hierzulande oft sogenannte Städtebauliche Verträge, die zwischen der öffentlichen Hand und dem Eigentümer abgeschlossen werden. Solche Ver­träge regeln, zu welchen Leistungen sich ein Eigentümer verpflichtet, wenn er die gewünschte Widmung erhält. Das können qualitätssichernde Verfahren sein, etwa ein Architekturwettbewerb, die Mitfinanzierung eines Kindergartens, die Schaffung schattiger Freiräume oder die Verpflichtung, einen Teil der Wohnungen „leistbar“ anzubieten.

Kürzlich wurde in Wien ein Hochhausprojekt fertiggestellt, das auf einem solchen Vertrag aufbaut. Für einen Wohnbau ist die Lage – gefühltes Simmering, aber gerade noch in Erdberg – nicht gerade prickelnd: Es liegt am Rande eines Gewerbegebiets; die Südost-Tangente, Wiens meistbefahrene Straße, führt ein Stück weit im Westen vorbei; von ihr zweigt an der Anschlussstelle St. Marx eine namenlose, überdimensionierte sechsspurige Zubringerstraße ab, deren Verlängerung das Areal an einer Seite begrenzt. Zumindest hat die Straße hier einen Namen, Döblerhofstraße, und sie hat auch Nachbarstraßen, teilweise mit altem Baumbestand. Die U-Bahnstation Gasometer mit ihrem Zugang zur Shoppingmall und zum Kinocenter liegt nur fünf Minuten Fußweg entfernt.

Architekturwettbewerb im Frühjahr 2014

Warum sind gerade auf diesem Gewerbegrundstück, auf dem sich eine als Parkplatz genutzte Asphaltfläche befand, drei Hochhäuser entstanden? Der Hintergrund ist ein Interessengemenge zwischen dem privaten Eigentümer, Ariel Muzicant, und zwei Politikern, deren Parteien gerade in der Stadtregierung eine Koalition bildeten, Michael Ludwig, Wohnbaustadtrat von der SPÖ, und Christoph Chorherr, Sprecher für Stadtplanung der Grünen und rechte Hand von Maria Vassilakou, der Stadträtin für Stadtentwicklung und Verkehr.

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