EM 2020: Österreich ist kein seriöser Kandidat

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Alfred Ludwig, Generalsekretär des Österreichischen Fußballbundes, sieht kaum Chancen auf die Austragung von EM-Spielen auf heimischem Boden. Die Europäische Fußball-Union bevorzugt wohl andere Länder.

Dublin/Wien/Cg. Vor dem so wichtigen WM-Qualifikationsspiel gegen Irland gab es auch abseits des Rasens brisante Themen. So befindet sich der Österreichische Fußballbund (ÖFB) im Zusammenhang mit einer möglichen Kandidatur für die Ausrichtung von Spielen der gesamteuropäischen EM 2020 in Warteposition. Laut Generaldirektor Alfred Ludwig wird die Europäische Fußball-Union (Uefa) erst bis Ende April die genauen Anforderungskriterien an die Nationalverbände übermitteln, vorher könnte intern nicht über eine Bewerbung entschieden werden.

Informationen über gewisse Eckpunkte sickerten aber bereits durch. Die Semifinali und das Endspiel des Turniers dürften an die Türkei gehen, sofern Istanbul nicht den Zuschlag für die Olympischen Sommerspiele 2020 erhält. Ansonsten wäre Deutschland ein heißer Kandidat. Daneben soll es noch vier Pakete, die je drei oder vier Gruppenspiele und ein Viertelfinale enthalten, sowie acht Pakete mit je drei oder vier Gruppenspielen und einem Achtelfinale geben.

Zwei dieser Pakete könnten an Städte mit einem Stadion-Fassungsvermögen von rund 30.000 Zuschauern vergeben werden. Salzburg oder Klagenfurt dürften sich laut Ludwig allerdings keine Hoffnungen machen. „Es ist zwar noch nicht bestätigt, doch da sollen kleinere Länder zum Zug kommen, die noch keine EM hatten und auch keine bekommen können“, erläutert der 62-Jährige.

Aus österreichischer Sicht käme wohl nur die Bundeshauptstadt für eine Ausrichtung infrage. „Nach derzeitigem Wissensstand ist Wien die einzige realistische Option“, sagte Ludwig. Konkrete Gespräche mit der Stadtregierung habe es noch nicht gegeben, weil man erst die genauen Uefa-Vorgaben abwarten wolle, betonte der ÖFB-Generaldirektor.

Der Wiener gab aber zu, dass eine erfolgreiche Wien-Bewerbung nur schwer zu bewerkstelligen sei. „Adaptierungen könnten zwar auch reichen, aber es stellt sich die Frage, ob das Happel-Stadion in seinem derzeitigen Zustand überhaupt eine Chance hat.“

„Bei Neubau keine EM-Garantie“

Selbst eine umfassende Renovierung könnte im Hinblick auf die Anforderungen im Hospitality- und Pressebereich zu wenig sein, weshalb wohl nur ein Neubau im Prater ein neuerliches EM-Feeling nach Wien bringen würde. „Doch meine Hoffnung, ein neues Stadion in der geforderten Dimension zu bekommen, hält sich in Grenzen“, meinte Ludwig und ergänzte: „Selbst wenn man ein neues Stadion baut, hat man keine Garantie dafür, dass man den Zuschlag bekommt.“

Und noch eine weitere Hürde könnte sich für Wien, Schauplatz der Europameisterschaft 2008, auftun. Uefa-Präsident Michel Platini kündigte an, dass Städte, in denen in der jüngeren Vergangenheit Großereignisse stattfanden, nicht für 2020 infrage kommen. Österreich oder etwa auch die Schweiz, vor fünf Jahren in Kooperation Gastgeber der EM-Endrunde, wären damit keine potenziellen Kandidaten. Nähere Angaben dazu machte der Franzose nicht.

Vieles am Vergabeprozedere ist also noch unklar, fix ist für Ludwig nur so viel: „Es hat keinen Sinn, in eine Bewerbung zu gehen, wenn wir die Kriterien nicht zu 100 Prozent erfüllen. Immerhin rechnet die Uefa mit 25 bis 50 Städten, die sich bewerben.“ Die Einreichfrist beim europäischen Dachverband läuft bis 11. September dieses Jahres, vier Tage zuvor werden die Olympischen Spiele 2020 vergeben. Die Uefa wird die Austragungsstädte erst im Laufe des kommenden Jahres bekannt geben.

Einen definitiven Termin gibt es hingegen schon für die Auslosung der Qualifikation für die EM 2016. Die Ziehung der neun Gruppen erfolgt am 9. März in Nizza. Da die kontinentale Endrunde in Frankreich erstmals mit 24 Teams gespielt wird, sind die beiden Top-Mannschaften jedes Pools sowie der beste Gruppendritte fix bei der Euro. Die übrigen Dritten spielen in Play-offs um die vier übrigen Startplätze.

WM-Play-off oder Testspiel

Vorerst aber liegt beim ÖFB das Hauptaugenmerk noch auf der laufenden WM-Qualifikation und der genauen Festlegung der Testspiele in diesem Jahr. Der Austragungsort des Länderspiels am 14. August daheim gegen Griechenland ist noch offen, die Partie dürfte außerhalb Wiens stattfinden.

Sollte sich das Nationalteam nicht für die WM-Play-offs (Termine 15. und 19. November) qualifizieren, ist laut Ludwig für den 19. November ein Testspiel geplant. Damit könnte der Teamchef die ÖFB-Auswahl acht Tage lang auf dieses Match vorbereiten. Mit möglichen Gegnern sei man bereits in intensivem Kontakt, so der ÖFB-Generaldirektor.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.03.2013)

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