Wohnen für Senioren: Unter Studenten oder am Bauernhof

Innovative Ideen statt einer Ghettoisierung nach amerikanischem Vorbild: heimische Wohnkonzepte für Senioren.

In knapp fünf Jahren, im Jahr 2010, werden 1,9 Millionen Österreicher über 60 sein; bis 2021 wird laut Statistik Austria die Zahl der über 75-Jährigen im Vergleich zu heute um 27 Prozent steigen. Eine Herausforderung für den Immobilienmarkt: Denn Senioren bilden künftig die stärkste Nachfragegruppe am Wohnungsmarkt - und wollen ihre speziellen Bedürfnisse befriedigt sehen.

Mit der Errichtung von Seniorenheimen ist es allerdings dabei nicht getan - man will nicht unter sich bleiben. Dazu Ursula Rischanek, stellvertretende Geschäftsführerin der Forschungsgesellschaft für Wohnen, Bauen und Planen: "Der amerikanischen Idee der ,Sun Cities' können alte Menschen hier zu Lande kaum etwas abgewinnen." Diese Wohnform - für ältere Menschen werden ganze Städte errichtet - werde mit Ghettoisierung gleichgesetzt.

Die Idealvorstellung sei es, erläutert Rischanek, in der eigenen Wohnung zu bleiben. Ihr Appell: "Bauträger sind gefordert, Wohnungen so zu konzipieren, dass sie künftig leicht und kostengünstig seniorengerecht adaptiert werden können." Genau daran scheitere es aber noch. Ähnlich sieht es Harald Jeschke, Kommunikationsberater der Agentur Softnomics, die sich intensiv mit der älteren Generation auseinander setzt: "Alltag im Alter ist vor allem Wohnalltag. Deshalb tun sich hier zwei Märkte mit enormem Potenzial auf: Sanierung oder Adaptierung des Altbestandes und ,New Housing', das ,Neue Wohnen im Alter'."

Waschen & Blumen gießen

Eine Möglichkeit, lange in der gewohnten Umgebung bleiben zu können, bietet das Projekt "Wohnen mit Service" der Buwog-Wohnanlage in der Wienerberg City. Dort werden Bewohnern Dienstleistungen angeboten, die sie nach Bedarf in Anspruch nehmen können. Wohnbau-Forscherin und Projektkoordinatorin Margarete Havel: "Obwohl nicht speziell im Hinblick auf Senioren geplant, sehen wir, dass das Angebot - vom Wäschewaschen über das Briefkastenentleeren bis zum Blumengießen _ gerade von ihnen gerne angenommen wird und ausbaufähig ist."

Auch dort, wo man das Leben mehrerer Generationen in einem Haus gewohnt ist, entstehen neue Lebenskonzepte für Senioren: auf Bauernhöfen. Im oberösterreichischen Mitterkirchen haben sich 13 Bauernfamilien zusammengeschlossen, um auf ihren Höfen die Altenpflege - dort seit Generationen selbstverständlich - weiterzuführen. Pro Betrieb gibt es zwei bis drei seniorengerechte Wohneinheiten mit Bad und Küche. "Ein Familienmitglied unterzieht sich zudem einer intensiven Ausbildung für Altenbetreuung  - für den Fall der Fälle", berichtet die Bäuerin Christine Langeder. Was für dieses Wohnmodell mit Familienanschluss sehr wichtig ist: "Die Privatsphäre des anderen zu respektieren."

Studenten & Senioren

Toleranz ist auch bei einem anderen Konzept, dem Projekt "Wohnen für Hilfe" gefragt, das von der ÖH Graz in Zusammenarbeit mit der Gefas Steiermark umgesetzt wird. Das Prinzip: Senioren bieten Studenten eine günstige Wohnmöglichkeit, nehmen dafür aber deren Hilfe in Anspruch. Für jeden Quadratmeter Wohnfläche, die ein Student nutzt, leistet er eine Stunde Hilfe pro Monat. Initiatorin Rosemarie Kurz: "Pro Studienjahr vermitteln wir etwa 25 Gemeinschaften und es klappt in den meisten Fällen wunderbar. Allerdings ist unsere Erfahrung auch: Ältere Menschen können sich nur schwer vorstellen, mit jüngeren zusammenzuleben. Es gilt weiter, die Vorurteile abzubauen."

INTERNET

www.seniorweb.at
www.betreuteswohnen-ab.at
www.wohnen-arbeiten.at
www.gemeinsam-leben.at

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