Ex-Diktator Musharraf flieht vor Festnahme

ExDiktator Musharraf flieht Festnahme
ExDiktator Musharraf flieht Festnahme(c) EPA (NADEEM KHAWER)
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Ein Richter hob die Kaution auf, die den Ex-Armeemachthaber vor der Verhaftung schützte. Musharrafs Traum vom Politcomeback ist geplatzt.

Bangkok/Islamabad. Die Entscheidung von Pakistans Ex-Diktator Pervez Musharraf, im vergangenen Monat nach vier Jahren im Exil in seine Heimat zurückzukehren und ein politisches Comeback zu versuchen, erschien von Anfang an keine gute Idee zu sein: Mehrere Strafverfahren gegen Musharraf sind in Pakistan anhängig, die Liste seiner Gegner in der Justiz ist lang. Viele Pakistaner kreiden es ihm persönlich an, dass er das Land gleich zu Beginn des Afghanistan-Kriegs an die Seite der USA gestellt hat. Die pakistanischen Taliban haben nicht zuletzt deswegen erklärt, sie würden den ehemaligen Armeechef töten.

Das wahre Ausmaß seiner Fehleinschätzung scheint Musharraf jedoch erst am Donnerstag begriffen zu haben: Ein Gericht in Islamabad hob seine Kaution auf und ordnete die Festnahme des Ex-Generals an. Musharraf soll u.a. für zu wenig Schutz für seine Rivalin Benazir Bhutto gesorgt haben, die Ende 2007 bei einem Anschlag ermordet wurde.

Auf die Entscheidung des Richters folgten chaotische Szenen: Mitglieder einer Kommandosondereinheit, die zu seinem Schutz abgestellt waren, schoben den sichtlich entsetzten Ex-Diktator eilig aus dem Gerichtssaal und in einen schwarzen Geländewagen. Augenzeugen berichten, die Personenschützer hätten dabei einen Polizisten abgedrängt, der versucht habe, Musharrafs Arm zu ergreifen. Auf lokalen TV-Sendern waren Aufnahmen von Anwälten in schwarzen Anzügen zu sehen, die schrien und einen wohl kaum ernst gemeinten Versuch unternahmen, das davonrasende Auto zu Fuß einzuholen. Bis zum Donnerstagabend hielt sich Musharraf in seinem Anwesen am Stadtrand von Islamabad verschanzt.

Teilnahme an Wahl verboten

Musharrafs Comeback stand von vornherein unter keinem guten Stern. Bei seiner Ankunft in Islamabad im März begrüßten nur wenige hundert Pakistaner den ehemaligen Armeechef, als er mit einer Linienmaschine aus Dubai eintraf. Die drohende Festnahme war zwar vom Tisch, als ein Gericht in Islamabad Musharraf wenige Tage danach eine Kaution gewährte. Doch erst zu Wochenbeginn entschied ein Richter in Peshawar, dass Musharraf bei den Parlamentswahlen am 11.Mai nicht antreten dürfe. Musharrafs Traum von einer Rückkehr an die Macht zerplatzte damit endgültig.

Dennoch stellt sich die Frage, was Musharraf zu dem Glauben verleitet hat, für sein politisches Comeback bestehe auch nur die geringste Aussicht auf Erfolg. Die führenden Posten in der Justiz sind mit Juristen besetzt, die er sich 2007 zu Todfeinden gemacht hat. Damals hat er den obersten Richter des Landes, Iftikhar Muhammad Chaudhry, abgesetzt und damit Massenproteste ausgelöst, die von demonstrierenden Anwälten angeführt wurden und schließlich zu seinem Sturz führten. Bei den kommenden Wahlen dürfte zudem die Pakistan Muslim League (PML-N) die meisten Sitze erringen. Deren Chef, Nawaz Sharif, dürfte es kaum vergessen haben, dass ihn Musharraf 1999 aus dem Amt geputscht und anschließend wegen angeblicher „Flugzeugentführung“ verurteilen, einsperren und aus dem Land werfen hat lassen.

Vor allem aber hat sich Pakistan seit Musharrafs Sturz 2007 weiterentwickelt. Zwar ist weder die Regierung noch die Opposition bei den Pakistanern besonders beliebt. Dennoch sind die zahllosen politischen Debatten, die jeden Abend in den vielen neuen Fernsehsendern geführt werden, und die lebhafte Medienkultur aus Pakistan nicht mehr wegzudenken. Eine Rückkehr zur Armeeherrschaft wünscht sich kaum jemand. Diese symbolisiert kaum jemand so stark wie – der jetzt flüchtige – Ex-Diktator Musharraf.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.04.2013)

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