Ackerbau

Getreideernte trotzte Wetterkapriolen und stieg auf 3,2 Millionen Tonnen

IMAGO/Bernd Feil/M.i.S.
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Anders als in den Nachbarländern haben Österreichs Bauern die Ernte schon ganz eingefahren. Es zeigt sich eine Verlagerung von Sommer- hin zu Wintergetreide.

Österreichs Getreideanbauer blicken auf eine gute Ernte 2023 zurück. „Trotz Wetterkapriolen, Trockenheit und Starkregen konnten wir eine gute Ernte einfahren“, erklärte der Vorstandschef der Agrarmarkt Austria (AMA), Günter Griesmayr, am Freitag auf einer Pressekonferenz. Die Getreideproduktion ohne Mais werde auf knapp 3,2 Millionen Tonnen geschätzt, 4,7 Prozent über dem Vorjahreswert und dem Schnitt der vergangenen fünf Jahre (3 Millionen Tonnen).

Die heimischen Bäuerinnen und Bauern hätten die aktuelle Ernte schon ganz eingefahren, anders als in Nachbarländern wie Deutschland und Tschechien, wo viel Getreide wetterbedingt noch auf dem Feld stehe. Das Aussäen im Herbst 2022 sei gut verlaufen, im Winter sei es sehr trocken gewesen, aber im Frühling habe es dann genügend Regen gegeben, blickte der AMA-Verwaltungsratschef Lorenz Mayr auf das Jahr zurück. Eine Trockenphase im Juni habe dann wiederum eine schnelle Ernte erleichtert.

Der Regen im Frühjahr sei hingegen für den Anbau von Mais, Kürbis und Zuckerrübe weniger gut gewesen. Trotzdem wird beim Körnermais mit einem Produktionszuwachs gegenüber 2022 um 9,6 Prozent gerechnet. Die Sorte profitiere von einem Flächenausbau auf Kosten von Kürbis und Sojabohnen, heißt es von der AMA.

Die gesamte Getreideernte (inkl. Mais) wird für heuer mit fast 5,5 Millionen Tonnen prognostiziert. Neben höheren Erträgen pro Hektar trägt auch eine ausgeweitete Anbaufläche zu der Entwicklung bei. Die Gesamtfläche ist zum Vorjahr um 2,2 Prozent auf rund 1,067 Millionen ha gestiegen. Preissteigerungen im vergangenen Jahr 2022 haben auch bei der wichtigsten Sorte, dem Weichweizen, zu einem Plus an Anbaufläche von 1,2 Prozent auf gut 247.000 ha geführt. Die Gesamtweizenproduktion (Hart- und Weichweizen) wurde um 5,2 Prozent auf geschätzte 1,8 Millionen Tonnen gesteigert. Allerdings sei der Eiweißgehalt des Weizens etwas gesunken. Stark zugelegt habe weiters die Roggenproduktion (+16,2 % auf 194.000 Tonnen).

Mehr Bio Getreide

Zugenommen hat auch die Bedeutung des Bio-Getreides. Der Anteil der Bio-Ackerfläche sei auf 21 Prozent gestiegen. Einen starken Rückgang gab es allerdings beim Bio-Dinkel - die Anbaufläche wurde hier im Jahresvergleich um gut 62 Prozent reduziert. Einen starken Anstieg gab es dagegen bei der Bio-Wintergerste (+41 %).

Wegen des Klimawandels und der zunehmenden Trockenheit habe sich die Verlagerung vom Sommergetreide hin zum Wintergetreide (im Herbst ausgesät, im Frühjahr geerntet) der letzten Jahre auch heuer fortgesetzt. Dadurch soll die Winterfeuchtigkeit besser genutzt werden. Dies führte zu einem deutlichen Rückgang der Anbaufläche für Sommergerste (-11 %) und Hafer (-13,1 %). Bei der als besonders klimafit geltenden Wintergerste wurde die Fläche um 3,1 Prozent vergrößert. Bei dem für Teigwaren wichtigen Hartweizen gab es neben einem leichten Gesamtplus von rund einem Prozent eine starke Verlagerung hin zum Winterhartweizen.

Die Preisbildung beim Getreide werde immer weniger durch Angebot und Nachfrage bestimmt sondern durch geopolitische Schlagzeilen. „Wir haben eine Achterbahn der Getreidepreisen hinter uns“, so Griesmayr mit Blick auf die vergangenen Jahre. Begonnen habe es bereits mit der Corona-Pandemie und wurde mit Beginn des Ukraine-Krieges noch stärker. So habe es innerhalb von zwei Jahren eine Verdoppelung des Weizenpreises gegeben. Ab November 2022 seien die Preise dann wieder zurückgegangen um zuletzt im Juni wieder zu steigen. Hintergrund sind die Diskussionen um sowie die Aussetzung vom Getreideabkommen zwischen der Ukraine und Russland.

Sowohl die weltweite Nachfrage als auch die globale Produktion von Getreide würden heuer ein Rekordniveau erreichen, führte der AMA-Marktexperte Christian Gessl aus. Die gesteigerte Produktion sei mit ausgeweiteten Flächen in Südamerika und größeren Erträgen in den wichtigsten Produktionsgebieten der Erde (Europa, Amerika, Schwarzmeer-Region und Russland) zu erklären. Größter Verbraucher der Welt sei China (20 Prozent des Gesamtabsatzes).

Die Versorgungslage in Europa sei aktuell positiv. Die Frage sei, inwiefern europäische Überschüsse in andere Gegenden der Welt exportiert werden können, so Gessl. Sorgen würden aber zuletzt starke Hitzewellen bereiten. Diese dürften zu Korrekturen der globalen Produktion nach unten führen und sich auch bei den Preisen bemerkbar machen. Dazu kommen die Schwierigkeiten bei den Exporten der Ukraine. Hier beobachte man eine Halbierung der zur Verfügung stehenden Menge. Ausgeglichen würde dies durch stärkere Lieferungen aus Nordamerika, der EU aber auch der Kriegspartei Russland. (APA)

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