Das Konzept, auf Sex zu verzichten, boomt bei jungen Menschen in den sozialen Medien. Unter dem Schlagwort „Celibacy“ schreiben sie über Beweggründe und Erfahrungen. Was steckt dahinter? Und haben junge Menschen heute wirklich weniger Sex?
Sommer und die Sommerferien. Für viele junge Menschen wohnt in diesen Wochen und Monaten ein ganz besonderer Zauber inne. Viele schöne Erinnerungen der Jugend drehen sich um die warme Jahreszeit, in der angeblich die Lebensqualität und -freude noch einmal höher sein soll. Das Leben spielt sich hauptsächlich draußen ab, aus einem Flirt wird mehr. In sozialen Netzwerken wird seit Jahren zum „Hot Girl Summer“ aufgerufen, also dem Vorsatz, einen großartigen Sommer als Singlefrau zu haben. Ohne Selbstzweifel, und ohne sich selbst zurückzuhalten, offen für neue Erfahrungen. Was passiert, passiert. Und das schließt Sex häufig mit ein. Während jüngere Generationen sehr aufgeschlossen wirken, so zeigt sich online allerdings vermehrt eine Gegenbewegung.
Dort, auf TikTok und Instagram, rufen jungen Menschen zur Enthaltsamkeit auf. Sie plädieren dafür, doch einmal einige Jahre auf Sex zu verzichten oder überhaupt bis zur Ehe zu warten. Auf TikTok gibt es 205,4 Millionen Videos mit dem Hashtag „Celibacy“ (englisch für „Enthaltsamkeit“), weitere 13 Millionen erscheinen unter „Celibacygang“. Besonders junge Frauen berichten darüber, so lang wie möglich auf Sex verzichtet zu haben, und empfehlen es auch anderen. Die Gründe dafür sind vielfältig: die Angst vor Schwangerschaften oder der Wunsch, unabhängiger zu werden und sich selbst zu priorisieren, kommt genauso vor wie Glaubensgründe oder schlechte Erfahrungen mit Männern. Eine TikTok-Nutzerin erklärt beispielsweise, dass sie für 3,5 Jahre auf Sex verzichtet hat, um zu lernen, allein glücklich zu sein und künftig Partner nicht aus Einsamkeit auszuwählen, sondern, weil sie sich wirklich wohl mit ihnen fühle.