Wien: Angriffe auf "Schwarzkappler" rückläufig

APA/HERBERT PFARRHOFER
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81 Fahrscheinkontrollore wurden im Vorjahr in den Wiener Öffis attackiert. Insgesamt gibt es pro Jahr etwa 170 tätliche Angriffe auf Mitarbeiter der Wiener Linien.

Tätliche Angriffe auf Wiener "Schwarzkappler" sind tendenziell rückläufig. Gab es im Jahr 2010 noch insgesamt 95 Attacken auf Fahrscheinkontrolleure, waren es 2011 insgesamt 73 und im Vorjahr 81. Insbesondere im ersten Quartal 2013 gab es weniger Angriffe, hier wurden zwölf verzeichnet, hieß es bei einem Pressegespräch der Wiener Linien am Donnerstag. Doch: "Jeder dieser Fälle ist zu viel", sagte Geschäftsführer Eduard Winter.

Rund 2,5 Millionen Fahrgäste sind tagtäglich im Netz der Wiener Linien unterwegs. Zu Spitzenzeiten stehen 1200 U-Bahn-, Bus- und Straßenbahnfahrer, Stationswarte und Fahrscheinprüfer im Kundenkontakt. Laut Wiener Linien entspricht die "Angriffquote" bei 6,8 Millionen Fahrgästen jährlich, die von rund 200 "Schwarzkapplern" kontrolliert werden, rund 0,001 Prozent.

Unter tätlichen Angriffen werden Ereignisse vom Anrempeln über Beschimpfen bis hin zur wirklichen Gewaltanwendung erfasst. Ein besonders schwerer Fall ereignete sich erst vergangene Woche, hier erlitt ein Mitarbeiter im Zuge einer routinemäßigen Fahrscheinkontrolle einen Nasenbeinbruch (DiePresse.com berichtete). Er liegt noch im Krankenstand, es geht ihm "den Umständen entsprechend", sagte Winter.

Schulungen und Deeskalationstrainings

Die Wiener Linien setzen auf Prävention, um Übergriffe auf Mitarbeiter zu vermeiden. Seit 2006 gibt es Deeskalationstrainings, ab 2010 wurden sämtliche Mitarbeiter, die im Kundenkontakt stehen, geschult, um "Signale des potenziellen Aggressors zu erkennen", sagte Christian Hochreiter, Leiter der Abteilung Betriebliche Ausbildung.

Nach Übergriffen kümmert sich das Team des internen psychosozialen Dienstes (Sozius) um den betroffenen Mitarbeiter. 28 Laienhelfer und drei Notfallpsychologen stehen bereit, im Fall der Fälle werden sie von der Leitstelle alarmiert und zum betroffenen Mitarbeiter geschickt.

Auch Übergriffe auf Chauffeure

Neben Fahrscheinkontrolleuren sind immer wieder auch Öffis-Fahrer Ziel von Attacken. Im ersten Quartal 2013 waren es bereits fünf Übergriffe auf Straßenbahn-, drei auf Bus- und zwei auf U-Bahn-Lenker. Nicht zuletzt deshalb werden alle neuen ULF-Straßenbahnen mit abgeschlossenen Fahrerkabinen ausgestattet, die neuen Busse haben seitlich verlängerte Schutzvorrichtungen.

Zum umgekehrten Fall - Übergriffe von Wiener Linien-Mitarbeitern auf Fahrgäste - werden keine Statistiken geführt, allerdings jeder Fall einzeln aufgearbeitet, hieß es bei der Pressekonferenz.

Etwa 170 Angriffe auf Mitarbeiter pro Jahr

Insgesamt kam es im Vorjahr zu 174 Übergriffen auf Mitarbeiter der Wiener Linien. 2011 lag diese Zahl bei 163, 2010 bei 177. Kontrolleure sind "am meisten gefährdet", so das Fazit des Verkehrsbetriebs. Prinzipiell wird diese Statistik seit 2006 geführt, seit 2010 wurden die Mitarbeiter aufgefordert, Vorfälle auch wirklich zu melden.

Verteilt seien die Attacken "gleichmäßig" auf Linien und Altersgruppen. So gibt es beispielsweise auch die "ältere Dame, die mit dem Stock auf einen Kontrolleur hinschlägt", sagte Winter.

(APA)

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