„Fremdsprache in den Alltag integrieren“

Fremdsprache
Fremdsprache(c) Clemens Fabry
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Eva Vetter, Professorin für Fachdidaktik an der Uni Wien, über sinnvolles Sprachenlernen.

Die Presse: Was hilft dabei, eine neue Sprache „gut“ zu lernen?

Eva Vetter: Es gibt einige positive Einflussfaktoren. Ein wichtiger ist der Sprachgebrauch. Wenn eine neue Sprache in Kommunikationssituationen verwendet wird, wenn sie einen Anteil an alltäglichen Interaktionen hat, so wird Sprachenlernen unterstützt. Dies muss nicht immer besonders aufwendig sein. Fernsehen in einer neuen Sprache, Zeitung zu lesen oder die neue Sprache in E-Mails und bei kurzen Gesprächen zu verwenden sind Gelegenheiten für Sprachverwendung. Im Umkehrschluss gilt aber leider auch, dass die Kompetenz in einer Sprache, die nicht verwendet wird, sehr rasch abnimmt und wieder verschwinden kann.

Gibt es eine „beste Methode“ für den Spracherwerb?

Die perfekte Sprachlernmethode gibt es nicht. Sinnvoll ist, von den Bedürfnissen und der Lernmotivation auszugehen und Elemente aus verschiedenen Methoden zu kombinieren. Ein Qualitätsmerkmal sind Übungen für das Hören, Sprechen, Lesen und Schreiben der neuen Sprache. Es gilt aber immer, dass das beste Sprachenlernen jenes ist, in das die Lernenden viel Zeit und Energie investieren.

Wird der Fremdsprachenerwerb mit zunehmendem Alter schwieriger?

Nicht unbedingt. Es hängt davon ab, welches Ziel man erreichen will und welche Lehr- und Lernszenarien möglich sind. Die einfache und oft wiederholte Formel „je jünger desto besser“ muss jedenfalls kritisch hinterfragt werden. Jugendliche und junge Erwachsene sind besonders effizient beim Sprachenlernen und machen rasch Fortschritte. Sprachenlernen ist aber prinzipiell in jedem Alter möglich!

Gibt es Motive für das Lernen einer Fremdsprache, die den Prozess leichter machen?

Aber natürlich! Solche Motive sind sehr vielschichtig. Nicht zu unterschätzen ist der emotionale Bereich, man kann sich aus verschiedenen emotionalen Gründen zu einer Sprache mehr oder weniger stark hingezogen fühlen. Wenn Lernende die Sprache als Teil ihres erwünschten Selbstbilds sehen, dann sind sie besonders stark motiviert.

Wie viel Zeit sollte ich als Berufstätiger für einen Sprachkurs einplanen?

Das hängt von den Voraussetzungen und Zielen ab. Bei Berufstätigen ist der Zeitfaktor zentral. Kurz und intensiv ist dabei meist zielführender als lang und wenig intensiv. Intensivkurse führen zu einer Sprachkompetenz, die Sprachverwendung ermöglicht und durch weiterführende Kurse ausgebaut werden kann.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.04.2013)

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